Dental|Things – Das Projekt

Von "Mind|Things" zu "Dental|Things"

Vor zehn Jahren wurde das erste Praxisseminar mit Studierenden am Museum der Universität Tübingen MUT durchgeführt. Das Projekt „Alles Gute kommt von unten“ war der Startschuss einer Reihe, die mit „Mind|Things“ ein klares Curriculum erhielt. Seitdem hat sich einiges weiterentwickelt und die Seminare wurden durch ein eigenes Masterprofil „Museum + Sammlungen“ institutionalisiert. In jüngster Zeit potenzierten sich die internen und externen Angebote im museologischen Bereich für Tübinger Studierende, was Auswirkungen auf die Dezentralisierung der MUT-Personalressourcen hatte.

Genau auf diesem zwischenzeitlichen Höhepunkt dieses enormen Anwachsens traf in letzter Minute vor dem Sommersemesterende 2019 eine dringliche Anfrage aus der Zahnärztlichen Klinik ein. Da sich das MUT als Retter der universitären Sammlungen begreift, wurde diese Aufgabe spontan unter dem Arbeitstitel „Dental|Things“ angegangen, auch wenn die Personalressourcen am Anschlag waren. Die ersten Schritte waren vielversprechend und die Aussicht auf Rettung, Aufarbeitung und Neupräsentation des sogenannten „Museums“ der Tübinger Zahnmedizin war auf einem sehr guten Weg. Die Mindestteilnehmerzahl wurde jedoch nur gerade so erreicht, wodurch die Einarbeitung, die Schulung, die Inventarisierung sowie die Ausstellungsplanung eher schleppend verliefen und durch den Ausstieg einiger Studierender noch stärker zurückgeworfen wurde.


Die zahnmedizinische Sammlung Tübingens im Umbruch

Ein erstes positives Signal wurde vermeldet, als sich die zahnmedizinische Leitung dazu entschloss, das Konzept der Dozenten anzunehmen und zusagte, die Umstrukturierung der Sammlung mit 40.000 Euro zu fördern. Ein deutliches Ausrufezeichen wurde für den Erhalt und die Restaurierung der Objektaufbewahrung und -präsentation für 2020 gesetzt.

Die Akquise neuer Studierender für das zweite Semester blieb trotz herausragender Bemühungen durch David Kühner nicht ganz so erfolgreich wie erhofft. Die Pandemie durch COVID-19 setzte weitere Nieren- und Nackenschläge auf der Ebene der Raumsanierung, der Szenografie, der Inventarisierung und der Objektreinigung. Kurzerhand wurde das Seminarziel neu ausgerichtet und eine Online-Ausstellung avisiert. Glücklicherweise nahm parallel das Hackathonprojekt „Open Culture BW meets VR“, für das sich das MUT mit „Dental|Things“ erfolgreich bewarb, langsam Formen an. Gleich drei Studierendengruppen diverser Hochschulen entschieden sich am Hackathon-Wochenende im Mai 2020 für die spannenden Datensätze der zahnmedizinischen Sammlung. Im Herbst 2020 werden die drei Online-Spiele präsentiert. Geplant sind ein Puzzle-Adventure in Egoperspektive, ein Horror-Spiel in einem Zahnwald sowie ein Kustoden-VR-Game.


Publikation und Aktion
Die Seminargruppe teilte sich derweil in zwei Arbeitskreise, um die Ziele konkret und pragmatisch zu erreichen. Die Gruppe „Publikation“ nahm sich Interviews mit Experten vor und realisierte die Webpräsenz für die diversen Inhalte der Online-Ausstellung. Die Gruppe „Aktion“ war hingegen für die Kommunikation verantwortlich und setzte sich mit der Bewerbung der virtuellen Ausstellung in sozialen Medien auseinander. Das MUT ist seit Jahren in sozialen Medien und vor allem bei Facebook und Instagram aktiv. Dank der Gruppe "Aktion" des Seminars "Dental|Things" wurde nun auch ein eigener TikTok-Kanal eingerichtet und mit Kurzvideos, aufwendigen gif- und Sticker-Kreationen bespielt.

Die professionellen Fotografien von Valentin Marquardt visualisieren eine Auswahl des realen Objektbestands, und der Zahnmediziner Dr. Andreas Prutscher unterstützte die Dozenten bei den Zugängen zu Räumen, Personen und Inhalten.

Am Ende dieses ersten Seminars zeigt sich die Zahnmedizinische Sammlung jedoch nicht wie geplant in einem neuen Gewand. Jedoch ist durch das fertige Konzept, das daraus erwachsene 3D-Modell der Sammlungsräume sowie die bereits genehmigte Finanzierung und Unterstützung des Instituts der Grundstein für eine erfolgreiche Sammlungsaufarbeitung gelegt. Nun sollten sich die Ideen in den kommenden Semestern durch eine Fortführung des Seminars „Dental|Things“ realisieren lassen. // Frank Dürr

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Modellansichten der Schausammlung

Im Verlauf des Seminars wurde ein Raumkonzept erarbeitet, das in ein voll funktionsfähiges 3D-Modell überführt wurde, um damit weiter zu planen und die professionelle Realisierung zu ermöglichen.


Aktueller Sammlungsraum als 3D-Modell

Das Modell zeigt den aktuellen Zustand der Schausammlung und deren Vitrinen, jedoch ohne Objekte. Ein wichtiger Unterschied, denn bis vor kurzem war dieser Raum überfüllt, dass er kaum durchquerbar war.

Das Modell diente vor allem zur Planung der Umstrukturierung und Kategorisierung aller Objekte, die glücklicherweise noch vor der Corona-Pandemie vorgenommen werden konnte.

Um den Raum in ein digitales Programm zu übertragen, wurde er zunächst mit Lasern vermessen, dann wurden zahlreiche Referenzfotografien aufgenommen. Im Anschluss wurden die Daten mit dem Programm SketchUp verarbeitet. Das fertige Modell musste schließlich noch nach Sketchfab importiert werden, wo es aktuell kostenlos zum Download bereitsteht.

Geplanter Sammlungsraum als 3D-Modell

Das Modell zeigt einen Entwurf für die geplante Schausammlung, der noch im Herbst 2019 entstanden war. Der Plan sieht vor, den Großteil des Raumes zu einer mehrstufigen Bühne umzustrukturieren. Auf diesen Plattformen können weiter Einzelvitrinen und Kuben aufgestellt werden, um großformatige Gegenstände wie die im Modell erkennbaren Muffelöfen oder die Gipsplastik der Hl. Apollonia zu präsentieren. Die oberste Plattform bietet zudem Raum für einige Zahnarztstühle, die zahlreich in der Sammlung vertreten sind.

Die terrassenartige Präsentationsfläche strukturiert auch den leeren Raum: Der entstehende Gang von Tür zu Tür verbindet zwei sich an den Schauraum anschließende Flure und erzeugt so einen Korridor. Dieser führt vom Hörsaal zum Seminarraum der Klinik und verdeutlicht den Lehrbezug der Sammlung.


Plan des umgebauten Verbindungsganges als 3D-Modell 

Der im Modell dargestellte Flur verbindet den Hörsaal der Universitätsklinik mit dem Sammlungsraum. Einst diente er Dozenten und Professoren als Zugang; seit einigen Jahren wird er jedoch eher als erweitertes Lager der Sammlung genutzt und ist nicht mehr öffentlich zugänglich. Die Idee, auch den Flur als Ausstellungsfläche zu nutzen, bot sich daher an: Vor allem die zahllosen kleinteiligen Objekte der Sammlung, vom Backenzahn bis hin zur Zange, lassen sich ansprechend in einer langgezogenen Galerie präsentieren. Die Objekte werden von einer Lichtwand mit Milchglas hinterleuchtet und mit Miniaturscheinwerfern gegenbeleuchtet. Auf der gegenüberliegenden Wand, im Modell nicht abgebildet, sollen Schautafeln mit der Chronologie der Klinik und weiterführenden Informationen präsentiert werde. // David Kühner