Johanna und Gotthold Ephraim Lessing aus Winterthur haben dem Museum der Universität Tübingen MUT 49 turkmenische Teppiche und Stoffobjekte geschenkt. Die Zuwendung ist der Vermittlung des Arabisten und Numismatikers Dr. Lutz Ilisch zu verdanken; er war Kustos einer der weltweit umfangreichsten islamisch-numismatischen Sammlungen und Leiter der Forschungsstelle für Islamische Numismatik in Tübingen (FINT).
Turkmenen sind eine Volksgruppe, die noch heute häufig als Nomaden in Vorder- und Zentralasien lebt. Die Herstellung und Pflege von Textilien bestimmte ihren Alltag bis in das 20. Jahrhundert hinein. Nicht nur Kleidung, sondern das ganze Wohnumfeld wie Zelt, Taschen, Decken, Betten und anderes Mobiliar bestand aus gewebten Textilien. Die Neuzugänge am MUT sind daher nicht nur Beleg für die kunsthandwerklichen Fähigkeiten der Nomaden, sondern auch wichtige kulturhistorische Zeugnisse.
Das Sammlerehepaar Lessing erwarb die Stücke 1964 bis 1996 auf dem Deutschen und Schweizer Kunstmarkt. Zu der handverlesenen Sammlung turkmenischer Handwerkskunst zählen Teppiche sowie Taschen und Zeltbahnfragmente. Sie wurden mehrheitlich im 19. Jahrhundert unter anderem in Afghanistan, Iran und kurdischen Gebieten gefertigt.
Die Schenkung Lessing erweitert die bisherige Sammlung Schmalzriedt, bestehend aus 93 Turkmenischen Teppichen, die Egidius Schmalzriedt der Universität 2010 vermacht hat. „Beide Sammlungen stehen bald der Forschung zur Verfügung und dienen beispielsweise in Praxisseminaren der studentischen Ausbildung“ meint der Direktor des MUT, Prof. Dr. Ernst Seidl.