Beim Schatz des September 2023 handelt es sich um eine Gravidenflasche.
Dieses seltene Alabastergefäß stellt eine nackte, menschenähnliche Gestalt dar. Es handelt sich um eine schwangere Frau, die Ähnlichkeiten mit der trächtigen Nilpferdgöttin Toëris ausweist, der Schutzpatronin der schwangeren Frauen und der Gebärenden. Die Figur hat keinen Hals, einen gewölbten Bauch und kurze, angewinkelte und gespreizte Beine. Die Brust ist nur angedeutet, die Schamgegend ist durch einen Querschnitt begrenzt, und es gibt keine Spur von Genitalien. Die Hände mit ausgestreckten Fingern sind symmetrisch in der Mitte des Bauches platziert.
Das Gesicht ist nur grob angeschnitten. Der Kopf dient als Flaschenhals und ist nach oben hin offen, während der Körper des Gefäßes den Körper einer Frau darstellt, der von den Beinen der Figur gehalten wird. Die Haare sind zu einem Zopf geflochten, der als Ring an der Rückseite der Flasche herausragt und als Henkel fungiert. Aus anderen Quellen ist bekannt, dass schwangere Frauen unter anderem einen engen Zopf im Haar trugen, um Fehlgeburten zu verhindern.
Die Tatsache, dass die Figur ihre Hände mit geöffneten Fingern über ihren Bauch streckt, wurde so interpretiert, dass die Frau diesen Bereich massiert. Bei vergleichbaren Flaschen hält die Frau einen Gegenstand in den Händen, ein mit reinem Öl gefülltes Horn, das meist aus Rindern aber auch aus einer Gazelle oder anderem Wild stammte. Dieses Öl soll mit einer Zutat vermischt worden sein, wahrscheinlich pulverisierten Kräutern, die vermutlich auch in der Flasche in unserer Sammlung aufbewahrt wurden, wie aus den untersuchten Überresten anderer Exemplare hervorgeht. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Art Duftträger, ein Heil- oder ein Schönheitsmittel. Die zu mischende Menge muss gering gewesen sein, denn die Flasche hat ein begrenztes Fassungsvermögen von etwa 20 cm3. Mit dieser Mischung aus Öl und Kräutern fetteten schwangere Frauen vermutlich ihre Bäuche ein, vielleicht als Mittel gegen Schwangerschaftsstreifen oder gegen weitere Schwangerschaftsbeschwerden.
Dr. Carolina Teotino-Tattko