Der Schatz des Monats September sind die Schöniger Speere, die als älteste Fernwaffen der Welt gelten.
Die zehn Schöninger Speere wurden in Niedersachsen, am Fundplatz Schöningen 13 II-4, in einer auf ca. 300 000 Jahre datierten Schicht entdeckt. Damit sind sie die ältesten vollständig erhaltenen Holzspeere der Menschheit. Sie stammen aus der Zeit des Homo Heidelbergensis.
Diese Entdeckung aus den Jahren 1995–2000 hat das Bild, welches wir von unseren Vorfahren bis dahin hatten, völlig verändert.
Die Speere weisen Längen zwischen 1,80 m und 2,50 m und ein Gewicht von ca. 500 g auf. Die Menschen wählten für die Speere fast immer dünne, bis zu 60 Jahre alte, gerade gewachsene Fichten aus. Durch die zahlreichen Jahresringe ist das Holz besonders hart.
Die Herstellung dieser Speere anhand verschiedener Produktionsschritte setzt sowohl Planungstiefe als auch handwerkliches Können voraus. Die Menschen, die diese Speere hergestellt und verwendet haben, waren uns also in mehreren Aspekten sehr ähnlich.
Durch diese Speere wissen wir weiter, dass die damaligen Steinzeitmenschen bereits Jäger waren. Ihre Beute bestand in Schöningen vor allem aus Pferden, aber auch aus Rindern und Hirschen. Dies ist durch zahlreiche Tierknochen mit Schnitt- oder Schlagspuren ersichtlich.
Sicher ist aber auch, dass die Frühmenschen mit den Speeren nicht nur gejagt haben, sondern auch Gefahren begegnet sind. Mit den Speeren konnten sie sich und ihren Nachwuchs gegen wilde Raubtiere, wie Löwen oder Säbelzahnkatzen, schützen. Diese Waffen hatten also entscheidenden Anteil daran, dass sich der Mensch so durchsetzen konnte, wie er es getan hat.
Interesse geweckt? Dann schnell hin zur Sonderausstellung „SCHÖNINGEN – DER GROSSE WURF: Sammeln, Jagen und Leben vor 300.000 Jahren“, die noch bis zum 3. Oktober 2022 im MUT | Alte Kulturen | Schloss Hohentübingen zu sehen ist.
Jeden Monat präsentiert das Museum der Universität Tübingen MUT | Alte Kulturen einen „Schatz" aus der eigenen Sammlung. Die Daueraktion hat das Ziel, bedeutende und besonders interessante Objekte und Artefakte als solche kenntlich zu machen.