Der Schatz des Monats Februar 2023 sind Stücke aus der Originalsammlung der Klassischen Archäologie der Universität Tübingen; Troianische Lehmziegel.
Durch wiederholtes Bauen mit Stein, Holz und Lehm am selben Ort war an der heute unter dem Namen Troia bekannten Ruinenstätte im Nordwesten Kleinasiens zwischen 2980/2950 und 650 v. Chr. ein knapp 300 × 200 m großer und 15 m hoher Siedlungshügel entstanden.
Bereits zu Beginn seiner umfangreichen Ausgrabungstätigkeiten in Troia ließ Heinrich Schliemann einen breiten, bis zu 15 m tiefen Nord-Süd ausgerichteten Graben ausheben, um die architektonischen Überreste der frühesten Besiedlung zu erreichen, da er hier – ganz zuunterst im Hügel – „Troja, die Residenz des Priamos, die Stadt, welche das Heer der Griechen unter Agamemnon belagerte“ zu finden glaubte. Von dem dort Gefundenen indes nur wenig beeindruckt, verkündete er, bereits in der darüber liegenden Schicht, mit seiner „verbrannten Stadt“, das eigentliche Troia Homers entdeckt zu haben. So konnten deren repräsentative Festungsanlage, die monumentalen Gebäude im Inneren sowie die üppigen Schatzfunde, die eines Königs Priamos wohl würdig gewesen wären, bereits die hochgesteckten Erwartungen erfüllen. „Da die Bauwerke dieser Schicht die wichtigsten und, wenn wir von den hellenistischen und römischen Gebäuden absehen, auch die großartigsten sind, so haben wir bei den letzten Grabungen hauptsächlich die weitere Freilegung und Aufklärung gerade dieser Schicht zu fördern gesucht. Größere Stücke der Burgmauer sind aufgedeckt und untersucht worden, mehrere der im Innern der Burg schon früher ausgegrabenen Gebäude haben durch Ausgrabung neuer Mauern eine wesentliche Bereicherung ihres Grundrisses erfahren, und einige Bauwerke sind erst jetzt beim Abbruch der über ihnen liegenden spätem Mauern zum Vorschein gekommen", so auch das Urteil Wilhelm Dörpfelds, ab 1882 als leitender Architekt in Troia.
Festungsmauer und Monumentalbauten waren gegen Ende von Troia IIc (ca. 2350 v. Chr.) einem Großbrand zu Opfer gefallen; im Schutt fanden sich mehrere Hundert, nicht selten auch vollständig erhaltene Gefäße und Gebrauchsgegenstände, die mithin den Hauptbestand der von Hubert Schmidt katalogisierten „Heinrich Schliemann‘s Sammlung Trojanischer Altertümer“ bildeten. Schmidt verweist in seiner Publikation aus dem Jahr 1902 auf „56 Bruchstücke von Lehmziegeln (sog. Luftziegel) aus den Gebäuden der II. Ansiedlung“, von denen fünf als Schenkung der Königlichen Museen Berlin ihren Weg nach Tübingen fanden. Extreme Hitzeeinwirkung hatte zu einer Rotfärbung der Lehmziegel und zu einer teilweisen Verglasung geführt, für die Temperaturen von mehr als 1000 °C vorauszusetzen sind.
Dr. Stephan W. E. Blum
Jeden Monat präsentiert das Museum der Universität Tübingen MUT | Alte Kulturen einen „Schatz" aus der eigenen Sammlung. Die Daueraktion hat das Ziel, bedeutende und besonders interessante Objekte und Artefakte als solche kenntlich zu machen.