Beim Schatz des Monats April 2025 handelt es sich um einen Faustkeil aus St. Acheul, Frankreich, aus der Sammlung der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen.
Die Fundstätte St. Acheul in Frankreich ist weltbekannt für ihre außergewöhnlichen Faustkeile, die dem Acheuléen und dem Mittelpaläolithkum zugeordnet werden können. Diese Artefakte haben ein Alter von bis zu 500.000 Jahren und sind von herausragender Bedeutung für das Verständnis der frühen menschlichen Technologie. Der ausgestellte Faustkeil befindet sich seit über 100 Jahren in der Sammlung der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie. Neben diesem Exemplar wurden in St. Acheul zahlreiche weitere Faustkeile gefunden.
Faustkeile werden als universelle Werkzeuge betrachte. Ohne genauere Untersuchungen ist es jedoch nicht möglich die Funktion des ausgestellten Faustkeils zu rekonstruieren. Wir gehen jedoch davon aus, dass sie zum Schneiden, Schaben, Hacken und Bohren verwendet wurden. Es ist also vorstellbar das Tierhäute oder Holz mit dem Artefakt bearbeitet wurden. Auch die Zerlegung von Jagdbeute mit dem Faustkeil ist vorstellbar.
Der aus Feuerstein gefertigte Faustkeil zeichnet sich durch seine sorgfältige Bearbeitung und seine symmetrische Form aus. Die Schneide ist immer noch scharf. Die Oberfläche des Artefakts ist von fein gearbeiteten Negativen übersät, die von der handwerklichen Geschicklichkeit der frühen Menschen zeugen.
Die Fundstelle St. Acheul, ein Vorort von Amiens in Nordfrankreich, ist von zentraler Bedeutung für die Erforschung des Altpaläolithikums. Die ersten bedeutenden Funde wurden im 19. Jahrhundert gemacht und führten zur Definition des Acheuléen, einer altpaläolithischen Kulturstufe, die durch charakteristische Faustkeile gekennzeichnet ist. Seitdem haben zahlreiche Ausgrabungen in St. Acheul und anderen europäischen Fundstätten unser Verständnis der frühen menschlichen Technologie und des Verhaltens erheblich erweitert. In Europa ist das Acheuléen durch zahlreiche Fundstätten dokumentiert, die eine weite Verbreitung dieser Kultur belegen. Die Erforschung des Acheuléen ist daher von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der menschlichen Evolution und der frühen Besiedlung Europas. Die ältesten Funde aus der Region datieren auf ein Alter von etwa 700.000 Jahren vor heute. In dieser Zeit entwickelten die frühen Menschen komplexe Werkzeugtechnologien und passten sich erfolgreich an ihre Umwelt an. Die Faustkeile von St. Acheul gelten als diagnostische Artefakte für das Acheuléen und liefert wichtige Einblicke in die kognitiven Fähigkeiten und das technologische Know-how unserer Vorfahren.
Benjamin Schürch M.A.