In regelmäßigen Abständen stellt die Graphische Sammlung des Kunsthistorischen Instituts (KHI) Tübingen druckgraphische Schätze aus ihrer Sammlung vor. Im Februar berichtet Sina Bahlke über ein Werk von Willem Isaacsz.
Der Teufel trägt Prada
Ausgestattet mit Brille, Pinsel, Palette und Malerstock sitzt der überaus edel gekleidete Teufel leibhaftig vor einer Staffelei und bemalt einen herzförmigen Schild, auf dem mehrere Symbole weltlichen Verlangens zu erkennen sind: Mit der Darstellung eines Beutels voll Geld, einer Frau sowie eines Zepters und einer kaiserlichen Krone versucht der Höllenfürst das Herz des hinter ihm stehenden Mannes zu füllen, der – abgelenkt von den verführerischen Bildern – sogleich hinterrücks von einer jungen Frau, wohl der Personifikation der Sinneslust, mit einem Seil gefesselt wird. Die 1609 herausgegebene, einen Entwurf von Maarten van Heemskerck adaptierende Druckgraphik des niederländischen Kupferstechers Willem Isaacsz. van Swanenburg warnt mit bissiger Ironie vor dem schönen Schein der materiellen Welt, den auch die Kunst und hier insbesondere die Malerei vermittelt.
Wollen auch Sie die Eitelkeiten der auf Papier gebannten Welt des 17. Jahrhunderts genauer betrachten, in welcher der Teufel wirklich Prada trug? Kommen Sie in die Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut!
Text: Sina Bahlke
Bild: Willem Isaacsz. van Swanenburg: Der Teufel als Maler, 1609, Kupferstich, 214 x 160 mm, Tübingen, Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut, Inv. Nr. 6095.
Zum Projekt #offeneSchublade:
Mit über 12 000 Drucken und Zeichnungen aus sechs Jahrhunderten gehört die 1897 gegründete Graphische Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen zu den umfangreichsten und ältesten Universitätssammlungen dieser Art in Deutschland. Neben Highlights wie Graphiken von Dürer, Rembrandt und Picasso warten in den Schränken zahlreiche weitere Kunstwerke auf Papier darauf, (neu-)entdeckt zu werden. Die Graphische Sammlung öffnet deshalb ab September 2021 jeden Monat einmal ihre Schubladen und lädt MitarbeiterInnen, StudentInnen und FreundInnen des KHI und des MUT herzlich ein, unter #offeneschublade ein ausgewähltes Blatt aus den Beständen zu präsentieren.