Alle drei Monate präsentiert die Forschungsstelle für islamische Numismatik Tübingen (FINT) ein besonderes Stück aus ihrer Sammlung.
Die FINT-Herbst-Münze 2025 ist ein Fals mit Nennung des Kalifen al-Walīd I. (705–714) aus Ṭabarīya, dem antiken Tiberias im heutigen Nordisrael. Diese am See Gennesaret gelegene Stadt war in der Umayyadenzeit Hauptort der Provinz al-Urdunn (wörtlich der Jordan) und prägte in dieser Funktion eine große Menge an Kupfermünzen. Anders als im sasanidischen Iran, wo dutzende, über das ganze Reich verteilte Münzstätten silberne Drachmen prägten, war im byzantinischen Reich die Herstellung von Edelmetallgeld weitgehend auf die Reichshauptstadt Constantinopolis konzentriert; die Follis-Produktion hingegen erfolgte an mehreren Prägeorten. Dementsprechend prägte auch das frühislamische Ṭabarīya viele Fulūs, aber keine silbernen Dirhams, geschweige denn goldene Dinare. Eine grundsätzliche Änderung trat erst mit den Abbasiden ein, die stärker als ihre umayyadischen Vorgängen iranischen Traditionen folgten. Unsere Münze wurde in Ilischs eingangs erwähntem Syllogeband unter der Nummer 313 publiziert. Ihre Besonderheit ist, dass sie wie Ausgaben aus Ägypten (vgl. SNAT, Bd. III, Nr. 123–131) und Baʿalbakk ihr Gewicht nennt: Die Randlegende der Rückseite gibt das Gewicht mit 20 Qīrāṭ an (wazn al-fulūs allaḏī yuḍrabu bi-Ṭabarīya ʿišrīn qīrāṭan). Qīrāṭ ist ein Lehnwort aus dem Griechischen und meint das Karat, ursprünglich den Kern der Frucht des Johannisbrotbaums, der zur Gewichtsbestimmung von Edelmetallmünzen verwendet wurde.
Den ausführlichen Beitrag zur „Münze der Saison“ finden Sie auf der entsprechenden Webseite der FINT.
Die FINT wird gefördert von der Pelling-Zarnitz-Stiftung.