Das Museum „Alte Kulturen“ auf Schloss Hohentübingen ist die Abteilung des Museums der Universität Tübingen MUT mit der größten Breitenwirkung. Mit 60 000 Besuchern (2019) gehörte es zu den starkbesuchten Museen in Baden-Württemberg. Erst vor kurzem erhielt das MUT darüber hinaus nochmals die Bestätigung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg MWK, wonach es als staatliches Museum gilt und im Geschäftsbereich des MWK eingeordnet wird.
Umso unverständlicher erscheint daher die Absage der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) im Bundeskanzleramt, Staatsministerin Monika Grütters, das Museum im Schloss Hohentübingen ebenso wie andere staatliche Museen zu fördern. Dies widerspricht dem öffentlich angekündigten, äußerst medienwirksam kommunizierten und als unbürokratische Maßnahme kolportierten „Neustart“-Programm, das bei einigen betroffenen Antragstellern, die die Bedingungen der Ausschreibung erfüllen, nun mehr als PR-Aktion der Bundesregierung, denn als tatsächliches Hilfsprogramm erscheint.
Die eine Milliarde Euro umfassende Fördersumme sollte vor allem Museen und anderen Kultureinrichtungen zugutekommen, die unvorhergesehene Sonderaufwendungen im Zuge der Wiedereröffnung nach dem musealen Shutdown zu Beginn der Corona-Pandemie zu verzeichnen hatten.
Das MUT stellte einen entsprechenden und alle Kriterien erfüllenden Antrag auf geringfügige Förderung. Dieser wurde mit der Begründung abgelehnt, das Museum „Alte Kulturen“ im Schloss Hohentübingen sei wohl kein Museum, sondern sollte sich in einem anderen Format für „sonstige Bildungseinrichtungen“ bewerben, zu welchen beispielsweise Kinos, Rundfunkanstalten, Musikclubs, Kirchen, gewerbliche Betriebe etc. zählen.
Was auf den ersten Blick als absurde und unverständliche Entscheidung erscheint, entspricht jedoch ganz grundsätzlich der politischen und finanzpolitischen Schieflage, wie sie seit vielen Jahren an universitären Museen existiert:
„Angesichts der Tatsache, dass die universitären Sammlungen und Museen die größten Schatzhäuser des Landes sind und dass sie von Steuermitteln aufgebaut wurden, erscheint mir die politische Missachtung des öffentlichen Erbes völlig unverständlich. Wenn Sie sich vorstellen, dass beispielsweise die versteckten und noch immer allzu missachteten rund 70 Sammlungen des MUT mit ihren zum Teil weltweit größten Fachsammlungen und herausragenden Superlativen allein die beiden Landesmuseen in Baden-Württemberg weit hinter sich lassen, erscheint die bewusste Benachteiligung als unverantwortlich und destruktiv“, meint der Direktor des MUT, Prof. Dr. Ernst Seidl.
Er bezieht sich dabei auf die amtliche, institutionalisierte Benachteiligung etwa durch die Landesrechnungshöfe, die keinerlei Mittel zur Verfügung stellen zum Erhalt dieser Sammlungen, Depots oder Museen an Universitäten – ebenso existieren auch keine Empfehlungen, bei Neubauten an Hochschulen auch Strukturen und Räume zum Erhalt und besseren Nutzung der Sammlungen für Forschung, Lehre und öffentliche Bildung vorzusehen.
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Prof. Dr. Ernst Seidl
Direktor
Museum der Universität Tübingen MUT
Telefon 07071/29-74134 oder Mobil 0172/7475040
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