Entgrenzte Anatomie
SONDERAUSSTELLUNG
17. April bis 30. September 2025 (verlängert)
ADRESSE
Alte Anatomie | Österbergstraße 3 | 72074 Tübingen
ÖFFNUNGSZEITEN
Mo bis Fr, 10 bis 17 Uhr
EINTRITT
Frei
Führungen
Bis September 2025 | Führungen durch das Kurator:innenteam
KONTAKT
graeberfeldx@uni-tuebingen.de | graeberfeldx.de
Eine Tübinger Wissenschaft und der Nationalsozialismus
Die Eröffnung der Ausstellung fand am 17. April 2023, um 18 Uhr, in der Alten Anatomie am Österberg statt. Der Politikwissenschaftler, Historiker und Journalist Götz Aly referierte zum Thema "Die NS-Gewaltherrschaft als Glücksfall für die Forschung. Verdienste, Ruhm und Ehre der Anatomen H. Voss, J. Hallervorden & H. Stieve".
Die Ausstellung
Im Nationalsozialismus überschritt die Anatomie die traditionellen Grenzen wissenschaftlicher Arbeit. Anatomen zogen nun bedenkenlos die Körper von hingerichteten NS-Opfern und anderen aus der „Volksgemeinschaft“ Ausgegrenzten für ihre Forschung und Lehre heran. Auch die Tübinger Medizin profitierte von einer sich radikalisierenden NS-Justiz und Verfolgungspolitik, die zunehmend Menschen aus Osteuropa traf. Während Wissenschaftler zuvor verstorbene Obdachlose, Hingerichtete und Totgeborene nur in geringer Zahl sezieren konnten, gehörte mit Kriegsbeginn schließlich das Problem der Leichenbeschaffung der Vergangenheit an. Die Ausstellung „Entgrenzte Anatomie. Eine Tübinger Wissenschaft und der Nationalsozialismus“ erkundet anhand von Objekten, Dokumenten und Interviews die Geschichte einer medizinischen Disziplin vor, während und nach der NS-Gewaltherrschaft: Wie arbeitete die Anatomie vor 1933? Wer waren im Unrechtsstaat die Menschen, deren tote Körper in die Tübinger Anatomie gelangten? Wann begann die kritische Auseinandersetzung mit den Verfehlungen der eigenen Disziplin? Welche Kontinuitäten und Brüche zeigen sich im 20. Jahrhundert? Die Ausstellung präsentiert ihre Antworten am historischen Ort der damaligen Geschehnisse – im Gebäude der Alten Anatomie.
Das Ausstellungsteam
Studierende der Geschichtswissenschaft und der Medizin haben die Ausstellung in drei Lehrforschungsprojekten unter der Leitung von PD Dr. Henning Tümmers und Leonie Braam, M.A. (Institut zur Ethik und Geschichte der Medizin) sowie Prof. Dr. Benigna Schönhagen und Stefan Wannenwetsch, M.A. (Gräberfeld X-Projekt am Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften) erarbeitet. Das interdisziplinäre Ausstellungsprojekt entsteht in Kooperation mit Prof. Dr. Bernhard Hirt (Institut für Klinische Anatomie und Zellanalytik) und Prof. Dr. Ernst Seidl (Museum der Universität Tübingen MUT).
Begleitprogramm
Kurator:innenführungen finden jeweils am ersten Freitag eines Monats um 15 Uhr ab fünf Teilnehmer:innen statt. Auch Gruppenführungen und Workshops sind weiterhin möglich. Dafür wenden Sie sich bitte an das Team unter graeberfeldx@uni-tuebingen de. Weitere Informationen entnehmen Sie der Homepage https://graeberfeldx.de
Private Führungen ab fünf Teilnehmenden auf Anfrage: graeberfeldxuni-tuebingen.de
Publikation
Braam, Leonie, Schönhagen, Benigna, Tümmers, Henning (Hg.):
Entgrenzte Anatomie
Schriften des Museums der Universität Tübingen MUT, hg. von Ernst Seidl, Bd. 26
Tübingen: 2023, 211 Seiten
durchgehend farbige Abbildungen
Preis 29,90 Euro;
erhältlich an der Museumskasse oder im Online-Shop des MUT.
ISBN 978-3-949680-03-8