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  • "Who the f*ck is Eberhard Karl?"

"Who the f*ck is Eberhard Karl?"

(K)ein neuer Name für die Universität Tübingen

Eine historische Illustration zeigt einen bärtigen Mann in einem detaillierten Ritterharnisch, der auf einem Knie kniet. Seine Hände sind zum Gebet gefaltet, sein Blick ist andächtig nach oben gerichtet. Über ihm befindet sich eine lateinische Inschrift. Der Hintergrund ist schlicht und hell, wodurch die Figur im Vordergrund hervorgehoben wird.
Herzog Eberhard I. von Württemberg. Kolorierte Federzeichnung um 1550.

Eberhard im Bart

Graf Eberhard im Bart (1445–1496) hat (unter Beteiligung seiner Mutter Mechthild von der Pfalz und seines Onkels Ulrichs V.) 1477 die Universität Tübingen gegründet. Er ist außerdem für die Wiedervereinigung der Landesteile Württemberg-Urach und Württemberg-Stuttgart 1482 sowie die Erhebung der Grafschaft zum Herzogtum 1495 bekannt. 
Jedoch wird Eberhard vorgeworfen, ein Antisemit gewesen zu sein. Was steckt dahinter?

Gemälde eines vornehm gekleideten Mannes aus dem 18. Jahrhundert in einem prunkvollen Raum. Er trägt eine rote Weste, grüne Hose, einen dunklen Mantel mit Goldverzierungen und einen weißen Perückenkopf. In seiner linken Hand hält er ein Schriftstück, seine rechte Hand ruht auf einem Tisch mit weiteren Papieren. Neben ihm steht ein kleiner Hund. Der Hintergrund zeigt Säulen und einen schweren Vorhang.
Herzog Carl Eugen von Württemberg. Portrait von Pompeo Batoni, Rom, 1753.

Carl Eugen

Herzog Carl Eugen (1728–1793) ist vor allem für seine Schlösser und seine Mätressen bekannt, hat aber auch mit der Universität Tübingen zu tun: Er setzte sich in vielfältiger Weise für deren Belange ein und belohnte sich selbst für diese Verdienste 1769 mit der Umbenennung der Hochschule in Eberhardina Carolina.
Ihm wird vorgeworfen, mit der Hohen Carlsschule eine möglicherweise existenzbedrohende Konkurrenz zur Uni Tübingen geschaffen zu haben. Zudem sei er ein despotischer Herrscher und Menschenhändler gewesen. Doch was steckt dahinter?
 


Kapitel der Ausstellung

Verbindung zur Universität – Vorwürfe an die Namensgeber – Erinnerungskultur und Zeitstrahl – Perspektiven zum Uninamen in Kurzinterviews – Umfrage – What is what? & Who is who? – Mitwirkende


Verbindung zur Universität

Universitätsgründungen im 15. Jahrhundert

Nach einer ersten Gründungswelle im 14. Jahrhundert (Heidelberg, Köln, Erfurt) entstanden ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts weitere Universitäten im Reich (u. a. Ingolstadt, Trier, Mainz). Als Akteure traten vor allem Territorialherren, geistliche Fürsten, aber auch Städte hervor.
Zur Finanzierung der Bildungsprojekte widmeten die Initiatoren häufig kirchliche Ressourcen um. Stiftsherren fungierten dabei oftmals als erste Professoren. In Einzelfällen kam es zu Stiftungen und kommunalen Finanzierungen der Neugründungen.
Eine anerkannte Gründung erforderte zwingend ein päpstliches Gründungsprivileg, während eine kaiserliche Erlaubnis zumeist optional blieb. Kaiser und Papst ließen sich die Genehmigungen teuer bezahlen. Hinzu kamen weitere Kosten wie der Bau der Gebäude, sodass die Gründung einer Universität ein finanzielles Wagnis darstellte.
 

Abbildung einer historischen Urkunde auf Pergament mit kunstvoll gestalteten Initialen und einem großen roten Wachssiegel, das an einem langen, gedrehten Band befestigt ist. Der Text ist in einer kalligrafischen Schrift verfasst. Am oberen Rand hängen dekorative Schnüre herab.
Am 11. März 1477 wurde die zweite Bulle von Heinrich Fabri, dem Abt des Klosters Blaubeuren, publiziert. Damit waren der Transfer der Pfründen und die Universitätsgründung rechtskräftig.

Die Gründungsprivilegien

Neben der finanziellen Unterstützung durch Eberhards Mutter Mechthild war die Erlaubnis des Papstes Voraussetzung für die Universitätsgründung. Die Zustimmung des Papstes war notwendig, um die Pfründen von Stiftsherren von Sindelfingen nach Tübingen zu verlegen. Diese dienten als finanzielle Grundlage für Universität und Lehrende. Am 11. Mai 1476 wurde die Verlegung von Papst Sixtus IV. in einer ersten Bulle genehmigt. Eine zweite, weitreichendere Bulle wurde am 13. November 1476 erlassen und von Heinrich Fabri publiziert. Hilfreich war hierbei sicherlich der Einfluss von Eberhards Schwager Franceso Gonzaga, der Sixtus IV. nahestand. In der zweiten Bulle wurde das Recht, überall zu lehren (ius ubique docendi), verliehen und das studium generale errichtet, womit der Erwerb akademischer Grade ermöglicht wurde. Bemerkenswert ist, dass diese Rechtsakte vergleichsweise schnell, innerhalb von zehn Monaten, umgesetzt wurden. Durch das Publizieren der Bullen am 10. und 11. März 1477 bestand schließlich die Universität rechtlich.
 

Innenaufnahme eines prunkvoll verzierten Raumes. Im Mittelpunkt steht eine große, reich mit Gold verzierte Holztür oder Wandverkleidung mit symmetrischen floralen und ornamentalen Mustern. Umgeben ist sie von hellen Wänden mit Stuckelementen. Im unteren Bildbereich sind weiße Stühle mit hohen Lehnen zu sehen, die auf eine museale oder repräsentative Nutzung des Raums hinweisen.
Die 1496 von der Universität gestiftete Ehrentafel für Eberhard im Bart zeigt die Vereinnahmung Eberhards durch die Universität. Da dieser keine legitimen Söhne hatte, und sein Nachfolger als unstet galt, kann dies als ein Zeichen dafür gewertet werden, dass die Hochschule sich damit dem als Vorbild geltenden Eberhard als möglichst verbunden darstellte, um in einer politisch unsicheren Zeit ihren Fortbestand zu sichern. Die Ehrentafel befindet sich als Teil der externen Sammlungen des Museums der Universität im Chorraum der Stiftskirche St. Georg.

Eberhards Zeichen

Eberhard ist nicht ausschließlich durch seinen Namen an der Universität präsent. Seinen Wahlspruch übernahm die Universität wohl bereits bei ihrer Gründung. Die „Attempto-Palme“ als sein persönliches Zeichen wurde zum 500-jährigen Jubiläum 1977 für Werbemaßnahmen genutzt und ist seit 1999 Teil der Corporate Identity der Uni Tübingen. Der damalige Rektor Eberhard Schaich erklärte, dass die Palme unkonventionell im Vergleich zu den Zeichen anderer Universitäten sei, allen universitären Einrichtungen als gemeinsames Element diene und so Identität stifte.
In der Stiftskirche zeigt sich, wie die Universität Graf Eberhard und die Attempto-Palme vereinnahmte. Neben einem von Eberhard selbst gestifteten Glasfenster, das ihn kniend unter Palmen mit dem doppelten Schriftzug „Attempto“ zeigt, sticht die für ihn von der Universität gestiftete Ehrentafel mitsamt Palme und Attempto-Schriftzug heraus.

Carl Eugen und die Universität

Im Unterschied zu seinen direkten Vorgängern ordnete Carl Eugen zu Beginn seiner Herrschaft 1744 eine Visitation der Universität an. Die Ergebnisse mündeten 1752 in neuen Statuten, die maßgeblich von seinem Rat Georg Bernhard Bilfinger beeinflusst waren. Weiterhin verbesserte der Herzog die Ausstattung der Bibliothek und Labore, ließ unter anderem 1752 eine Sternwarte errichten und 1777 die Alte Aula umbauen. Außerdem beeinflusste er die Lehrinhalte und ließ semesterielle Vorlesungsverzeichnisse einführen. Die eigenmächtige Ernennung zum Rector Magnificentissimus 1767 und die im Dezember 1769 erfolgte Umbenennung der Universität in Eberhardina Carolina bilden den sichtbaren Höhepunkt dieser Politik. In der Krise stand hingegen die 1770 erfolgte Gründung der Hohen Carlsschule in Stuttgart und die Beibehaltung der Zensur.

Historisches zweistöckiges Gebäude mit gelber Fassade, roten Dachziegeln und einem reich verzierten Wappen über dem Eingang. Vor dem Haus steht eine Straßenlaterne, daneben Kopfsteinpflaster und ein geparktes Fahrrad. Der Himmel ist klar und blau.
Die Alte Aula gehört zu den ältesten Gebäuden der Tübinger Universität. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stiftskirche und bildete den Mittelpunkt der frühneuzeitlichen Universität.  Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1547, nachdem der Vorgängerbau 1534 abgebrannt war. Zum 300-jährigen Jubiläum 1777 ließ Herzog Carl Eugen das Gebäude umbauen. Fortan hieß das Gebäude Aula Nova bis zum Bau der Neuen Aula in der Wilhelmstraße im Jahr 1845.

Umbenennung der Universität – Schreiben an den Senat

Am 17. Oktober 1769 teilte Carl Eugen dem Senat der Universität mit, unsere Universitaet zu Tübingen, welche bißher den Nahmen Eberhardina geführt, in Zukunfft Eberhardina Carolina benennen zu lassen.
Der Senat fügte sich in einer Sondersitzung widerwillig der Namensänderung. Dieser Schritt erfolgte als Machtdemonstration gegenüber der Ehrbarkeit und zeigt das Selbstverständnis des Herzogs, der zweite Gründer zu sein. Nach seinem Tod verschwand der Name zunächst wieder.

Fotografie eines alten handschriftlichen Dokuments auf leicht vergilbtem Papier. Der Text ist in deutscher Kurrentschrift oder einer ähnlichen historischen Schreibweise verfasst und erstreckt sich über die gesamte Seite. Am unteren Rand befindet sich eine Unterschrift. Das Dokument ist von einem dunklen Rahmen umgeben.
Carl Eugens Schreiben an den Senat.

Hohe Carlsschule

Im Dauerkonflikt mit der württembergischen Ehrbarkeit entschied sich Carl Eugen 1770 zur Gründung der Hohen Carlsschule in Stuttgart. Dort konnte er selbst mehr Einfluss ausüben als an der Universität Tübingen.
Anfänglich als Militärakademie errichtet, wurde sie 1781 von Kaiser Joseph II. zur Universität erhoben. Ziel war die Ausbildung einer dem Herzog gehorsamen Bildungselite.
Pläne zur Fusion der Hohen Carlsschule und der Universität Tübingen scheiterten Ende der 1780er Jahre. Sein Nachfolger Herzog Ludwig Eugen hob die Hohe Carlsschule auf Druck der Stände bereits 1794 wieder auf.

Historische Darstellung eines weitläufigen Platzes mit zentralem Gebäude im Barockstil, das einen Uhrturm trägt. Mehrere Personen in historischer Kleidung gehen oder stehen auf dem Platz. Im Hintergrund erstrecken sich sanfte, grüne Hügel. Rechts im Bildrand ist ein weiteres Gebäude zu sehen. Die Szene wirkt ruhig und idyllisch, möglicherweise handelt es sich um eine Darstellung aus dem 18. oder frühen 19. Jahrhundert.
Ein kolorierter Stahlstich der Hohen Carlsschule in Stuttgart aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nach einer Zeichnung von Karl Philipp Conz.

Vorwürfe an die Namensgeber

Der Freiheitsbrief der Universität Tübingen

Der von Eberhard ausgestellte „Freiheitsbrief“ vom 9. Oktober 1477 regelte die äußere Rechtsstellung der Universität und ihrer Angehörigen gegenüber der Stadt. Ein darin fast wörtlich aus der Freiheitsurkunde der Universität Freiburg übernommener Satz verpflichtete die Stadt Tübingen, keine jüdischen Menschen dort wohnen zu lassen. Diese waren im 15. Jahrhundert auf die Ausstellung sog. Schutzbriefe, die immer wieder erneuert werden mussten, angewiesen. Die ca. fünf jüdischen Familien Tübingens wurden wahrscheinlich nicht aktiv vertrieben, aber ihre Schutzbriefe nicht verlängert. Damit durften sich, wie in vielen Gebieten des damaligen Reichs, künftig keine jüdischen Personen mehr in Tübingen niederlassen. 

Ausschnitt eines historischen handschriftlichen Dokuments in deutscher Kurrentschrift. Der Text ist in brauner Tinte auf leicht vergilbtem Papier geschrieben und zeigt mehrere deutlich geschwungene Buchstabenformen. Einzelne Wörter und Buchstaben sind schwer zu entziffern, was auf das Alter der Schrift und die historische Schreibweise hinweist.
"Wir wöllent ouch und gebieten ernstlichen denen von Tüwingen, das sie kein juden, ouch sust keinen offen wucherer by in, in der stat oder in iren zwingen und bennen laussen wonhafft beliben." Mit diesem Satz im Freiheitsbrief von 1477 verbot Eberhard die Ansiedlung jüdischer Menschen in Tübingen. Der Verweis auf „Wucherer“ lässt vermuten, dass eine Verschuldung der Studenten verhindert werden sollte. Juden waren oft als Geldverleiher tätig, da sie vom Handwerk und der Landwirtschaft ausgeschlossen waren, wohingegen Christen kein Geld gegen Zinsen verleihen durften.
Fotografie des Schlosses Solitude bei Stuttgart, aufgenommen bei klarem, blauem Himmel. Das Schloss ist ein elegantes Rokoko-Gebäude mit zentraler Rotunde, weißen Fassaden und ausladenden Seitenflügeln mit Säulengängen. Im Vordergrund liegt eine weite, gepflegte Rasenfläche.
Im mittleren Absatz dieser Seite seines Testaments verfügte Eberhard Folgendes: "Item es ist och unnser ordnung und letster will, das furohin unnser erben in unnser herrschaft kainen juden seßhafft wonen noch dehain gewerb tryben lassen."

Eberhards Testament

In seinem 1492 verfassten Testament wies Eberhard seine Nachfolger an, keine jüdischen Menschen in Württemberg ansiedeln zu lassen. Die Bestimmung findet sich am Ende der Verfügungen zu Eberhards Seelenheil, was vermuten lässt, dass die Ausweisung jüdischer Personen seinem Verständnis nach eine fromme sowie gottgefällige Tat und zugleich Pflicht eines christlichen Herrschers darstellte. Neben wirtschaftlichen Gründen stellte dies ein häufiges Motiv für die zahlreichen Ausweisungen von jüdischen Menschen aus Städten und Territorien des Reichs dar. Allerdings traf Eberhard in seinem Testament keine anderen konkreten Anweisungen zu politischen Maßnahmen, sodass es sich auch um ein besonderes Anliegen Eberhards gehandelt haben könnte. Auch ergriff Eberhard diese Maßnahme zwar nicht selbst zu Lebzeiten, jedoch ließ er die Schutzbriefe für jüdische Menschen in Württemberg auslaufen, was einer „schleichenden“ Ausweisung gleichkam. Mit dieser Testamentsverfügung orientierte sich Eberhard möglicherweise am Testament seines Onkels Pfalzgraf Friedrich I. Für Eberhards Rezeption ist die Verfügung von Bedeutung, weil sich auf sie immer wieder die württembergische Landschaft berief, um jüdische Menschen aus dem Herzogtum fernzuhalten. 

Antisemitismus oder Antijudaismus?

In der Forschung wurde lange davon ausgegangen, dass Antisemitismus, also die Ablehnung von jüdischen Menschen aufgrund ihrer – vermeintlich anderen – „Rasse“, eine Erfindung der Neuzeit sei. Im Mittelalter müsse stattdessen von Antijudaismus gesprochen werden, d. h. der Ablehnung jüdischer Menschen aufgrund ihres Glaubens. Diese Unterscheidung ist inzwischen jedoch umstritten: Wenn der Grund der Ablehnung die Religion war, müssten zum Christentum konvertierte jüdische Menschen als gleichwertig wahrgenommen und auch so behandelt worden sein. Jedoch wurden teilweise selbst (Enkel-)Kinder von Konvertierten aufgrund ihrer Abstammung nicht als „echte“ Christ:innen akzeptiert. Glaubensunterschiede waren daher neben wirtschaftlichen Interessen nicht unbedingt der einzige Grund für judenfeindliche Gesetze oder Handlungen.

War Eberhard Antisemit oder Antijudaist?

Es gibt Hinweise darauf, dass Eberhards Ablehnung jüdischer Personen eher religiös als rassistisch motiviert war. Er war ein sehr frommer Mensch, der sich um sein Seelenheil sorgte. Dies wird besonders in seinem Testament deutlich, aber auch anhand zahlreicher Klosterreformen oder der Universitätsgründung, die als gottgefällige Tat angesehen und als solche inszeniert wurde.
Doch woher kommt der Vorwurf des Antisemitismus? Der Grund hierfür liegt in der Rezeptionsgeschichte Eberhards. Er wurde wiederholt zum Judenfeind und Antisemiten stilisiert: sowohl mehrfach durch die württembergischen Landstände, als auch später durch die Nationalsozialisten. Der Tübinger Universitätsbibliothekar Thomas Miller „erfand“ Eberhard als großen Antisemiten, indem er die beliebte württembergische Leitfigur Eberhard nach seinen Vorstellungen formte.
Der Antisemitismus Eberhards ist also eine verfälschende Darstellung durch einen nationalsozialistischen Forscher. Eine Reproduktion dieses Arguments wird daher der komplexen Sachlage nicht gerecht. Es bleibt jedoch die Frage, ob ein religiös-intoleranter (antijudaistischer) Mensch ein Namensgeber der Universität sein sollte.

Antiziganismus

Sinti und Roma waren wie jüdische Personen auf Schutzbriefe angewiesen, die jedoch gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer seltener ausgestellt wurden. Zur Haltung Eberhards gegenüber Sinti und Roma gibt es kaum Quellen. Einem Bericht des Dominikanermönchs Felix Fabri zufolge sei Eberhard auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land von Sinti und Roma verraten und dadurch gefangen genommen worden, weswegen er sie nicht in seinem Territorium geduldet habe. Für diese Erzählung gibt es keine weiteren Belege, allerdings hatten Sinti und Roma zu Eberhards Regierungszeit kein Aufenthaltsrecht in Württemberg. Auch sind keine von Eberhard ausgestellten Schutzbriefe überliefert. Aufgrund dieser Quellenlage ist nicht eindeutig nachweisbar, ob Eberhards Haltung besonders antiziganistisch war oder dem Zeitgeist entsprach.

Carl Eugens Herrschaftsverständnis

Die Herrschaft Herzog Carl Eugens fällt in eine Zeit, in der viele Regenten im Stil eines „aufgeklärten Absolutismus“, also einer von aufklärerischen Ideen geprägten Form des Absolutismus, regierten. In einigen Aspekten findet man Forderungen der Aufklärung auch bei Carl Eugen umgesetzt, etwa bei der faktischen Abschaffung der Folter und der Einschränkung der Todesstrafe. Andere Ideen wie die Aufhebung der Zensur lehnte er ab. Insofern lässt sich Carl Eugen weder eindeutig als Vertreter noch als Gegner des „aufgeklärten Absolutismus“ einstufen. Ein weiteres zentrales Element seiner Herrschaft war die teure Repräsentation, insbesondere im Bereich der Baupolitik und der Hofhaltung. Zwar rief sie zeitgenössische Kritik hervor, war aber ein wichtiges Mittel politischer Inszenierung.

Fotografie eines symmetrisch aufgebauten Barockschlosses mit heller Fassade, zentraler Kuppel und ausladenden Seitenflügeln. Vor dem Schloss erstreckt sich eine große Rasenfläche. Der Himmel ist klar und blau mit wenigen kleinen Wolken. Die Architektur wirkt monumental und repräsentativ.
Schloss Solitude (französisch solitude: Einsamkeit) wurde von 1763 bis 1769 im Auftrag Carl Eugens in Stuttgart errichtet. Der teure Repräsentativbau verschärfte den Konflikt mit den Landständen, woraufhin der Herzog seine Residenz nach Ludwigsburg verlegte. Der Unterhalt des Lustschlosses überstieg langfristig Carl Eugens finanzielle Möglichkeiten, weshalb er 1775 die dortige Hofhaltung einstellte und diese auf Hohenheim beschränkte.

Inhaftierungen ohne Gerichtsverfahren

Carl Eugen ließ mehrere Personen, die in seine Ungnade gefallen waren, ohne Gerichtsverfahren verhaften. Den Staatsrechtler Johann Jacob Moser, der die Landstände im Konflikt mit dem Herzog juristisch beriet, inhaftierte er auf der Festung Hohentwiel. Als Gefängnis diente ansonsten vor allem die Festungsanlage Hohenasperg. Besondere Bekanntheit erlangten die Fälle der Operistin Marianne Pirker und ihres Mannes Franz sowie der des Dichters Christian Friedrich Daniel Schubart. Marianne Pirker hatte vermutlich Herzogin Elisabeth Friederike Sophie Informationen über die Untreue ihres Mannes zukommen lassen. Schubart hingegen hatte den Herzog öffentlich kritisiert und seine Mätresse und spätere Ehefrau Franziska von Hohenheim beleidigt. Während seiner Haft wurde er einer Art Umerziehungsprogramm unterzogen. Die Inhaftierungen erregten scharfe Kritik einflussreicher Zeitgenossen. Die Gefangenen wurden schließlich nach mehreren Jahren entlassen.

Luftaufnahme einer hügeligen Landschaft mit einem großen, rechteckigen, terrassenförmigen Bauwerk aus Stein, das wie eine Burg oder Festung aussieht. Das Bauwerk ist von grünen Wiesen und Wald umgeben. Rund um das Gelände befinden sich vereinzelte Häuser und kleine Siedlungen. Im Hintergrund sind bewaldete Berge zu sehen.
Von 1535 bis 1693 diente die bei Ludwigsburg gelegene Festung Hohenasperg Württemberg als Verteidigungsanlage. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde sie als Gefängnis genutzt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs saßen hier viele prominente politische Gefangene ein. Heute befindet sich in der Festung neben einem Justizvollzugskrankenhaus eine Gedenkstätte, welche die Schicksale der Gefangenen beleuchtet.

Kapregiment

Die Kritik, Carl Eugen sei ein Menschenhändler gewesen, bezieht sich auf seine Subsidienverträge. In diesen Abkommen, die zur Herrschaftszeit Carl Eugens von vielen Akteuren geschlossen wurden, stellte ein Herrscher einem anderen Truppen gegen Geldzahlungen zur Verfügung. Dadurch wurde nicht nur Geld eingenommen, es verbesserten oder festigten sich oft auch die Beziehungen zwischen den Vertragspartnern. Im Falle Carl Eugens erlangte das sogenannte „Kapregiment“, das er der niederländischen Ostindienkompanie stellte, durch ungewöhnlich hohe Verluste traurige Berühmtheit. Die Soldaten waren teils unter Zwang rekrutiert worden, viele hatten sich aber auch, etwa aus finanziellen Gründen, freiwillig gemeldet. Carl Eugen hatte sechs seiner unehelichen Söhne im „Kapregiment“ untergebracht, von denen nur zwei nach Württemberg zurückkehrten.

Weltkarte mit Hervorhebung der Kontinente Europa, Afrika, Asien und Australien. Afrika und Australien sind farblich markiert, Afrika in hellorange, Australien in dunkelrot. Die Karte zeigt auch die angrenzenden Meere und Ozeane, darunter den Atlantischen Ozean, Indischen Ozean und Pazifischen Ozean. Die Karte ist beschriftet mit den Namen der Kontinente und der Ozeane.
Das Kapregiment wurde an verschiedensten Orten insbesondere in Südostasien eingesetzt oder unterhielt dort Stützpunkte. Die wichtigsten Einsatzorte sind auf dieser Karte verzeichnet.

Erinnerungskultur – Verantwortung durch Erinnerung, oder: Warum spielt es überhaupt eine Rolle, welchen Namen die Universität Tübingen trägt?

Mit dem Namen der Universität Tübingen wird an zwei Personen erinnert: Eberhard im Bart und Carl Eugen. Zum einen wird mit der Namensgebung deren Engagement für die Universität geehrt. Zum andern bekennt sich die universitäre Gemeinschaft damit zu bestimmten Eigenschaften und Werten, weil Namensgebungen auch immer eine Ehrung darstellen. Jedoch verändern sich die Wertevorstellungen und Ideale einer Gesellschaft im Laufe der Zeit, ebenso wie sich auch die Gesellschaft selbst wandelt. Es ist ein geradezu natürliches Phänomen, dass Altes hinterfragt wird, und ein wichtiges Element unserer Demokratie, dass Bestehendes diskutiert und stetig neu verhandelt wird.
Seit einigen Jahrzehnten erleben wir einen erneuten Wandel in unserer Erinnerungskultur: Es gibt Anstöße, nicht mehr nur an als „groß“ und „bedeutend“ geltende Personen, Taten und Eigenschaften zu erinnern, sondern auch solcher Ereignisse zu gedenken, die als Unrecht wahrgenommen werden. Hier geht es um die Übernahme historischer Verantwortung; um die Mahnung wie auch das Versprechen, solches Unrecht nie wieder zuzulassen.
Im Falle der Namensdebatte an der Universität Tübingen spielt noch ein weiteres wichtiges Element der modernen Erinnerungskultur hinein: Es soll weder verdrängt, ausgeblendet noch vergessen werden. Da Namensgebungen eben immer auch eine Ehrung sind, passiert es leicht, dass die „unbequemen“ Eigenschaften hinter den „großen“ Taten der Namensgeber in den Hintergrund geraten. Durch öffentliche Diskussionen werden dabei verschiedene Aspekte immer wieder ins gesellschaftliche Bewusstsein gerufen, sodass ein vielschichtigeres und differenzierteres Erinnern möglich wird. Daher sind die wiederkehrenden Debatten um den Namen der Universität wichtig – ganz unabhängig davon, wie sie verlaufen und zu welchem Ergebnis sie führen.
Der Name der Universität Tübingen wird nicht erst seit 2019 diskutiert. Bereits seit den 1970er Jahren gibt es Forderungen nach einer Umbenennung, und tatsächlich trug die Universität seit ihrer Gründung 1477 schon verschiedene Namen. Einen Überblick über die vielen Namen der Universität Tübingen sowie um die damit verbundenen Debatten bietet der Zeitstrahl.


Chronologischer Überblick

Der Name der Tübinger Universität im Lauf der Zeit und der Verlauf der Namensdebatte(n)

15./16. Jahrhundert

In der ersten deutschsprachigen Nennung wird die Universität Tübingen von ihrem Gründer als ain hoch gemain schůl vnd Vniuersitet in unser stat Tüwingen beziehungsweise unsrem studio zu Tuwingen bezeichnet (9. Oktober 1477). Auf Latein finden sich Bezeichnungen wie in opido Tuwingen Constanciensis diocesis, Provincie Maguntinensis […] vniuersitas ipsius studii generalis cuiuscumque facultatis et sciencie, zu Deutsch: in der Stadt Tübingen, im Bistum Konstanz, Kirchenprovinz Mainz […] eine Universität eines Generalstudiums welcher auch Fakultäten und Wissenschaften auch immer (13. November 1476) oder auch alme Vniuersitatis Duwingen – ehrwürdige Universität Tübingen – (1477–1488) und vergleichbare Formulierungen. Die Universität wird Jahrzehnte später von Herzog Ulrich etwa vnsere Vniversität oder auch Vniversität zu Tüwingen genannt, während sie sich selbst u. a. als gemainer hohen schul zu Tübingen (5. Mai 1543) oder auch academia (11. November 1534) bezeichnet.

18. Jahrhundert

Herzog Carl Eugen ernennt sich 1767 zum „Rector Magnificentissimus“ der Universität Tübingen. 1769 ordnet Carl Eugen an, dass die Universität in „Eberhardina Carolina“ umbenannt werden soll. Der Senat der Universität nimmt den Namen an, wahrscheinlich jedoch eher widerwillig. Nach dem Tod Carl Eugens wird der Namensteil „Carolina“ seitens der Hochschule nicht weiter geführt. Genauso wie „Eberhardina“ wird oft der Name „Universität Tübingen“ verwendet.

Schwarz-weiße historische Druckschrift in lateinischer Sprache aus dem Jahr 1794, herausgegeben vom Rektor der Universität Eberhardina Carolina (heute Universität Tübingen). Der Text ist ein Nachruf auf den verstorbenen Fürsten Carl von Württemberg, der die Universität fünfzig Jahre lang protegierte. Er enthält eine Einladung zur akademischen Trauerfeier, die am 16. Februar 1794 stattfand. Besonders erwähnt werden der Kanzler Johann Friedrich Lebret und Prinz Ludwig Eugen als Vertreter des Herrscherhauses. Der Text ist in feierlichem Ton gehalten und endet mit dem Ausdruck tiefer Dankbarkeit gegenüber dem verstorbenen Fürsten.
Nachruf auf Carl Eugen (1794).
Ein historisch anmutender Kupferstich zeigt eine allegorische Darstellung der Wissenschaft und akademischen Bildung. Im Zentrum des Bildes sitzt eine weibliche Figur mit Zepter und Lorbeerkranz auf einem Thron, umgeben von zwei Säulen mit den lateinischen Inschriften „HONORARE“ und „INDUSTRIA“. Zwischen den Säulen ist ein Banner mit der lateinischen Inschrift „FLOREAT ACADEMIA“ (Es blühe die Akademie) sowie einem lateinischen Gedicht. Darunter befinden sich zwei große Statuen – links ein Mann mit Buch (wahrscheinlich ein Philosoph oder Lehrer), rechts eine Frau mit Schild, auf dem „VERITAS“ (Wahrheit) steht. Um sie herum sind Gruppen von Menschen in historischen Gewändern versammelt: links Mönche und Gelehrte, rechts Soldaten und Studenten. Im Hintergrund sind Gebäude im Stil einer Universitätsstadt und eine hügelige Landschaft zu sehen. Die Komposition erinnert an ein Ehrenbild akademischer Traditionen.
Litografie zur Eröffnung der Neuen Aula.

1845

Die Neue Aula wird unter König Wilhelm I. eingeweiht und der Doppelname „Eberhardina Carolina“ findet zu dieser Zeit wieder Verwendung. Der Name besteht in der Form als „Eberhard Karls Universität“ bis heute fort. In einer Lithografie zur Eröffnung der Neuen Aula wird die Universität „Universitas studii tubingensis“ genannt, zugleich werden der Spruch „Attempto“ und die Palme als Zeichen Eberhards im Bart verwendet.

1977

500-jähriges Jubiläum der Universität Tübingen – linksorientierte Student:innen boykottieren die offizielle Universitätsfeier. Die Studierendenbewegung protestiert gegen die NS-Professoren, die immer noch lehren, und die fehlende Aufarbeitung der Rolle der Universität im Nationalsozialismus. Am 7. August wird zur Ehrung von Ernst Bloch und als Protest gegen die fehlende Aufarbeitung durch Vertreter:innen des Allgemeinen Studierendenauschusses (AStA) „Ernst Bloch Universitaet“ an die Neue Aula gesprüht. Vertreter:innen des AStAs sehen Eberhard im Bart als „blutigen Antisemiten“ und Carl Eugen als „Repräsentanten eines Feudalstaates“. Am 8. August beschließt der AStA die Umbenennung der Universität zur „Ernst-Bloch Universität Tübingen“. Von da an wird dieser Name von einem Teil der Studierendenschaft benutzt.

Eine Karikatur mit dem Titel „Philosophen“. Zwei ältere Männer mit Brillen und Bärten stehen auf einem Baugerüst und betrachten eine Wand, auf der in großen Buchstaben das Wort „ERNST“ (vermutlich "ERNS" – der Rest ist nicht sichtbar) aufgesprüht wurde. Einer der Männer hält eine Pfeife. Unten im Bild steht ein ironischer Kommentar:  „Überleg doch mal, es käme jemand auf die Idee, da ‚Freiherr Bruno von Freytaggon-Löringhoff-Universität‘ draufzusprühen – da gäb’s aber was zu schrubben!“  Darunter steht: „Zeichnung: Buchegger“.
Karikatur im Schwäbischen Tagblatt, 13. August 1977.
Schwarz-weißes Linoldruck-Poster in einem weißen Rahmen. Das Motiv zeigt zwei nackte, stilisierte menschliche Figuren links und rechts eines Baumes mit großen Blättern und Schriftzügen. Unter dem Bild befindet sich ein mehrzeiliger deutscher Text in handschriftlicher, künstlerischer Schriftgestaltung.
Vor dem Hintergrund sowohl des 500. Universitätsgeburtstages als auch des wachsenden Widerstands gegen den 1972 in Kraft getretenden „Radikalenerlass“ entstand dieses Plakat, das noch heute im Clubhaus hängt. Die Grieshaber-Palme als Jubiläumslogo wird als Baum der Erkenntnis dargestellt, der Wahlspruch „attempto“ wird – grammatikalisch nicht ganz richtig – in den Plural überführt: Attempte[a]mus = Lasst es uns versuchen!

1985

Anlässlich des 100. Geburtstages des Philosophen wird das Portal der Neuen Aula erneut mit „Ernst Bloch Universitaet“ besprüht.

Schwarz-weißes Foto eines historischen Gebäudeportals. Über dem Eingang ist in großer, gesprühter Schrift „ERNST BLOCH UNIVERSITÄT“ zu lesen. Die Buchstaben sind ungleichmäßig und wirken wie ein nächtliches Graffiti. Über dem Graffito stehen Blumenkästen auf dem Balkongeländer.  Am unteren Bildrand befindet sich ein erklärender Text: „Nächtliche Wiedertäufer machten sich termingerecht am Uni-Portal zu schaffen.“ Rechts daneben: „Bild: Gööck“
Foto des mit "Ernst Bloch Universitaet" besprühten Portals.

2002

Das Portal der Neuen Aula wird mit dem Spruchband „Ernst Bloch Universität“ als Protest gegen das 525-jährige Universitätsjubiläum versehen. Ein Leser:innenbrief kritisiert die Nichtnennung Eberhards im Bart bei Jubiläumsfeierlichkeiten und schlägt ironisch eine Umbenennung vor. Ein anderer Leser:innenbrief nimmt diesen Vorschlag aufgrund der Vertreibung jüdischer Personen durch Eberhard im Bart auf.

2018

Die Fachschaftenvollversammlung (FSVV) beschließt ihr Logo von dem Ernst Bloch Universität-Logo zu einem neuen FSVV-Schriftzug zu ändern. Schon 2017 wurde ein Änderungsantrag eingebracht. Gründe hierfür waren die politisch einseitige „Links-Symbolik“, die nicht für die gesamte Studierendenschaft stehe, und die fehlende Identifikation aller Studierenden mit Ernst Bloch.

Rundes Logo mit schwarzem Hintergrund und rotem Rand. In der Mitte ist eine erhobene Faust mit einem roten Stern auf dem Handrücken. Im äußeren Ring steht in weißer Schrift ‚Ernst Bloch Universität Tübingen‘, getrennt durch zwei weiße Sterne.
Das Logo der Ernst Bloch Universität.
Buntes Logo mit überlappenden Farbflächen in Gelb, Grün, Blau, Rot, Orange und Lila. Darauf stehen in großer, weißer, pinselartiger Schrift die Buchstaben ‚FSVV‘.
Das Logo der FSVV.

09.07.2020

Der Studierendenrat fordert nach Anträgen der Juso-HSG und des SDS Tübingen die Umbenennung der Universität. Die Juso-HSG fordert eine Umbenennung und eine basisdemokratische Abstimmung der Studierendenschaft über etwaige Namensvorschläge. Der SDS schlägt u. a. die Namen „Ernst und Karola-Bloch Universität“ und „Nüsslein-Volhard-Universität“ vor. Die Hochschulgruppe für eine Ernst-Bloch-Uni Tübingen und die Jüdische Studierendenunion Deutschland unterstützen eine Umbenennung. Am 10. Dezember 2020 wird ein Antrag auf Namensänderung durch den Senat der Universität Tübingen abgelehnt. Eine Auseinandersetzung mit den Namensgebern wird jedoch unterstützt.

08.05.2020

Am Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus wird vor dem Clubhaus ein Protestplakat der Ernst Bloch Gruppe gegen den Universitätsnamen und die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus aufgehängt.

Ein weißes Protestbanner hängt an einer Backsteinwand. In schwarzer, fettgedruckter Schrift steht darauf:  „‚Eberhard-Karls-Universität‘: 75 Jahre keine Entnazifizierung. 543 Jahre Antisemit im Namen.  Antifaschismus jetzt! Kein Vergeben, kein Vergessen.“  Rechts unten befindet sich ein rundes Logo mit einer erhobenen Faust, die einen roten Stern in der Mitte zeigt. Im Kreis um das Bild steht: „Ernst Bloch Universität Tübingen“.
Das vor dem Clubhaus angebrachte Protestplakat.

06.05.2021

Der Senat der Universität Tübingen beschließt, eine Historiker:innenkommission mit der Namensprüfung zu beauftragen

11.05.2022

Das Gutachten der Kommission wird dem Senat vorgelegt und anschließend veröffentlicht. Im Gutachten werden die Judenfeindschaft Eberhards im Bart und der Soldatenhandel Carl Eugens herausgehoben. Die Kommission ist sich bei der Frage der Umbenennung jedoch uneinig. Rektor Bernd Engler verkündet in einer Pressekonferenz zum Gutachten, dass der Senat beabsichtige, bis zum Ende des Sommersemesters 2022 die Debatte zu beenden. 

14.07.2022

Der Studierendenrat und ein breites Bündnis an Hochschulgruppen fordern erneut eine Umbenennung. Der Senat lehnt diesen Antrag der Studierendenschaft ab. Bernd Engler selbst sprach sich gegen eine Namensänderung aus, mit der Begründung die Namensgeber seien vor ihrem zeitgenössischen Hintergrund zu interpretieren. Die Weiterführung des Namens solle jedoch nicht deren Taten rechtfertige. Die Diskussion sei eine noch nie dagewesene Form des Austausches und die Universität könne stolz auf ihre kritischen Studierenden sein.

21.07.2022

Bei einer Podiumsdiskussion spricht sich Hanna Veiler als Vertreterin der Jüdischen Studierendenschaft mit den folgenden Punkten gegen die Namensgeber aus: Die Streichung von Graf Eberhard im Bart aus dem Namen der Universität sei unerlässig, weil dieser die jüdischen Studierenden jeden Tag mit Antisemitismus konfrontiere. Des Weiteren sei Eberhards Universitätsgründungsakt kein Argument, sein judenfeindliches Handeln zu rechtfertigen beziehungsweise mit der Vertreibung der jüdischen Menschen aus Tübingen abzuwägen. Als störend sei auch die Tatsache wahrgenommen worden, dass einem „Täter“ gedacht werde, während seine „Opfer“ vergessen würden. Eine Streichung würde diesem historischen Thema die nötige Aufmerksamkeit geben.

22.07.2022

Laut dem Rektor der Universität, Bernd Engler, sei der Antrag der Studierenden als neuer Impuls zu verstehen, sich mit dem Namen und den damit verbundenen Personen auseinanderzusetzen. Er sagte daher eine Professur für jüdische Geschichte zu, die eine kritische Auseinandersetzung fördern solle. Angesichts des abgelehnten Antrags gab es seitens der Studierenden Vorschläge, wie eine weitergehende kritische Auseinandersetzung mit den Namensgebern gestaltet werden könnte, etwa in Form einer Vorlesungs- oder Seminarreihe, Informationstafeln und einer Aktualisierung der Website der Uni.

10.01.2024

Der Baden-Württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume fordert in einem Vortrag an der Katholisch-Theologischen Fakultät die Umbenennung der Universität.

2024 und 2025

Die FSVV wirbt bei den Universitätswahlen mit der Forderung für eine Umbenennung, 2024 mit dem Slogan „Raus mit Judenhass und Monarchieromantik“, 2025 mit „Weg mit Eberhard Karl! Für eine Universität Tübingen! Gegen jede Menschenfeindlichkeit“.

Plakat mit blauem Hintergrund und den weißen Schriftzügen ‚WEG MIT EBERHARD UND KARL!‘ und ‚Für eine Universität Tübingen!‘. Darunter schwarz-weiß dargestellte Porträts zweier historischer Männer mit schwarzen Balken über den Augen. Unten steht in einem schwarzen Balken: ‚Am 02. & 03. Juli FSVV wählen‘. In der unteren rechten Ecke das Logo ‚FSVV‘ in weißer, pinselartiger Schrift.
Instagrampost der FSVV für die Wahl (2025).

Was spricht für und was spricht gegen eine Umbenennung? Verschiedene Perspektiven auf den Uninamen und die Debatte in vier Kurzinterviews:


Welchen Namen sollte die Universität tragen?

Selbst nach Jahrzehnten ist die Debatte um eine Namensänderung der Eberhard Karls Universität Tübingen nicht abgeschlossen. Zeit, weitere Meinungen ins Feld zu führen!

 

(K)ein neuer Name?

Sollte die Universität einen neuen Namen bekommen?

Falls ein neuer Name gewählt wird, welche Art von Name sollte es sein?

Optionale Frage

In den Jahrzehnten der Debatte sind immer wieder Vorschläge für neue Namen der Universität gemacht worden. Welcher wäre geeignet?

Optionale Frage

nach dem Vorbild der Universität Münster (Umbenennung im Jahr 2023)

nach der Studentenbewegung der 1970er Jahre

nach einer Initiative der Hochschulgruppe Ernst-Bloch Universität Tübingen

nach einer Initiative der Hochschulgruppe Ernst-Bloch Universität Tübingen

nach einem satirischen Aufkleber

nach einem Vorschlag von Dr. Michael Blume

nach einem Vorschlag von Professorin Sigrid Hirbodian

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What is what?

Der Allgemeine Studierendenausschuss entstand in Tübingen erstmals 1829 und in seiner modernen Form 1918 als Studentenvertretung. Die Landesregierung beschnitt mit dem Verbot der Verfassten Studierendenschaft 1977 die Rechte des AStAs stark. Der AStA hatte keine Finanzautonomie und durfte keine Satzungen verabschieden, er wurde deshalb von der organisierten Studierendenschaft auch „KAStA“ genannt. Erst mit der Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft 2012 als öffentlich-rechtliche Körperschaft erhielt der AStA mehr Autonomie und konnte wieder selbstständig Verträge abschließen. Die Studierendenschaft wählte 2013 das Modell mit einem Studienrat (StuRa) als „Legislative“ und der Verfassten Studierendenschaft mit einem Vorstandstrio aus zwei Vorsitzenden und einer/m Finanzenreferent:in als „Exekutive“. Dieses Modell besteht bis heute.

Eine Bulle ist eine Urkunde, die päpstliche Rechtsakte verkündet.

Als Ehrbarkeit wurde unter anderem in Württemberg die städtische Oberschicht bezeichnet, die durch Positionen in der Stadt- beziehungsweise Amtsverwaltung politischen Einfluss gewann.

Die Bezeichnung Geheimer Rat stand zugleich für das Beratergremium eines Territorialherren als auch für ein einzelnes Mitglied dieses Gremiums.

Die Landstände waren Vertreter der drei Stände Klerus, Adel und Landschaft (d. h. der nicht adeligen Bevölkerung), die das Land gegenüber dem Landesherrn repräsentierten. Im Mittelalter konnten sie in Europa eine gewisse politische Mitsprache gegenüber dem jeweiligen Landesherrn erwirken. So war beispielsweise ihre Zustimmung bei der Erhebung von Steuern notwendig. In den Württembergischen Landständen spielte der Adel seit der Reformation keine Rolle mehr.

Als Pfründe wurde das Einkommen aus einem Kirchenamt – etwa einer Pfarrstelle – bezeichnet. Sie dienten dem Unterhalt des Amtsinhabers. 

Schutzbriefe regelten u. a. für jüdische Menschen sowie Sinti und Roma deren Aufenthalts- und Gewerberechte. Die Briefe mussten käuflich erworben werden und wurden vom jeweiligen Landesherrn verliehen. Dieser legte auch die Dauer des Aufenthalts, die Erwerbsbedingungen und weitere Bestimmungen und Einschränkungen (z. B. Rechte, Reisemöglichkeiten, Steuern) fest. Entschied sich ein Landesherr wie Graf Eberhard dazu, nach Ablauf der bereits bestehenden Schutzbriefe keine weiteren mehr auszustellen, wurden die betroffenen Menschen zwar nicht aktiv vertrieben, aber „schleichend“ ausgewiesen.

Das Seelenheil war für Christen im Mittelalter ein zentrales Anliegen. Darunter verstanden die Menschen den Zustand, in welchem die Seele frei von Sünden ist, sodass sie Erlösung finden konnte. Ein gottgefälliges Leben, z. B. durch gute Taten, wie die Gründung einer Universität, konnte diesem Verständnis nach das eigene Seelenheil sichern. Auch Gebete für das Seelenheil von verstorbenen Familienmitgliedern oder Herrschern waren Teil dieser Praxis.

Der Senat der Universität Tübingen besteht aus 35 Mitgliedern. Das Rektorat, die sieben Dekan:innen der Fakultäten und die Gleichstellungsbeauftragte sind ständige Mitglieder. Dazu werden jedes Jahr im Sommersemester bei den Uniwahlen 18 Hochschullehrer:innen, vier Akademische Mitarbeiter:innen, vier weitere Mitarbeiter:innen und vier Student:innen gewählt. Der Senat ist das zentrale Entscheidungsorgan der Universität und muss z. B. Berufungen von Professor:innen oder grundlegende Strukturentscheidungen beschließen.

Stiftsherren, oft auch als Chorherren bezeichnet, waren Geistliche, die Mitglieder eines Domkapitels oder eines Stiftskapitels sind. Als „Kapitel“ wird das administrative und liturgische Leitungsgremium bezeichnet.

Die heutige Stiftskirche St. Georg wurde unter Graf Eberhard von 1470 bis 1490 erbaut, da das Chorherrenstift von Sindelfingen nach Tübingen verlegt wurde. Die Stiftskirche diente als Universitätskirche und theologischer Hörsaal. Sie war die erste Aula der Universität und ist später u. a. zur Grablege von Graf Eberhard und seiner Mutter Mechthild umfunktioniert worden. Eberhard ist dort in einem Glasfenster kniend unter Palmen mit dem doppelten Schriftzug „Attempto“ – seinem Wahlspruch: Ich wage es – zu sehen.

Farbenfrohes Glasfenster mit einer mittelalterlichen Darstellung. Zu sehen ist ein kniender Ritter in silberner Rüstung mit blonden Haaren, der die Hände zum Gebet gefaltet hat. Um ihn herum sind dekorative grüne Blätter und goldene Trauben zu sehen. Neben ihm liegt ein Helm mit rot-schwarzem Wappen. Ein Schriftband mit lateinischem Text windet sich durch das Bild.
Eberhard im Bart als Stifter (Stiftskirche).
Luftaufnahme einer historischen Altstadt mit roten Ziegeldächern und engen Gassen. Im Zentrum befindet sich ein großes rechteckiges Gebäude mit einem Innenhof, das von einem hohen Turm mit spitzem Dach überragt wird. Umgeben ist das Areal von zahlreichen anderen Gebäuden und Straßen. Die Architektur wirkt mittelalterlich und gut erhalten.
Die Tübinger Stiftskirche.

Der Studierendenrat (StuRa) besteht aus 21 studentischen Mitgliedern, diese teilen sich auf 17 direkt gewählte und die vier Senatsmitglieder der Studierendenschaft auf. Jedes Sommersemester werden während der Uniwahlen die Mitglieder durch die Studierenden gewählt. Die Aufgaben des Studierendenrats sind vergleichbar mit einem Parlament, er bestimmt den Haushaltsplan und diskutiert beziehungsweise stimmt über Anträge ab. Mitglieder des Rates gehören Hochschulgruppen an, welche politischen Parteien oder bestimmten Thematiken beziehungsweise den Fachschaften verbunden sind.

Mit der Lizenzierung eines studium generale durch den Papst, Kaiser oder König wurde einer Universität das Recht, akademische Grade zu verleihen, zugestanden.

Als Visitation wurde der Kontrollbesuch eines zuständigen Amtsträgers einer Institution mit anschließender Dokumentation zur Beseitigung von Missständen bezeichnet.

Who is who?

Neville Alexander wurde 1936 in Cradock, Südafrika, geboren und starb 2012 in Kapstadt. Ab 1958 studierte er mit einem Humboldt-Stipendium in Tübingen Germanistik und Geschichte, wo er sich offen gegen Rassismus einsetzte. Nach seiner Rückkehr nach Südafrika schloss er sich dem Kampf gegen das Apartheid-Regime an und wurde gemeinsam mit Nelson Mandela auf Robben Island inhaftiert. Der Tübinger AStA sowie einzelne Professoren der Universität unterstützten ihn mit Protesten und gesammelten Spenden. Er wurde ein führender Pädagoge und Sprachpolitiker, der sich für Bildungsgerechtigkeit und die Förderung von Mehrsprachigkeit einsetzte.

Stichporträt von Georg Bernhard Bilfinger (1693–1750), einem deutschen Mathematiker, Naturwissenschaftler und Staatsmann des 18. Jahrhunderts. Er trägt eine aufwendig verzierte barocke Kleidung mit Orden und Spitzenmanschetten. In seiner rechten Hand hält er ein Glas, seine linke liegt auf einem Stapel Bücher. Unterhalb des Porträts befindet sich eine Inschrift mit seinem vollständigen Namen und Titeln in lateinischer Sprache. Der Hintergrund zeigt schwere Vorhänge und ein architektonisches Dekor im Stil der Zeit.
Georg Bernhard Bilfinger.

Georg Bernhard Bilfinger (1693–1750) stammte aus einer Akademikerfamilie und wurde selbst Professor für Philosophie und Mathematik an der Universität Tübingen. Unter Herzog Carl Alexander zum Geheimen Rat berufen, erstellte er 1734 ein Gutachten zur Situation der Tübinger Hochschule. Später leitete er die von Herzog Carl Eugen verordnete Visitation und übte bis zu seinem Tod im Jahre 1750 maßgeblichen Einfluss auf die Universitätspolitik aus. Seine Forderung nach der Aufhebung der Zensur setzte der absolutistische Herzog allerdings nie um.

Schwarz-weiß-Foto eines älteren Mannes mit weißen Haaren und dunkler Brille. Er trägt einen dunklen Anzug mit Hemd und Krawatte und raucht eine lange Pfeife. Der Mann sitzt seitlich zur Kamera, konzentriert und entspannt. Im Hintergrund sind weitere Personen unscharf zu erkennen.
Ernst Bloch (1956).

Ernst Bloch wurde 1885 in Ludwigshafen am Rhein geboren und starb 1977 in Tübingen. Er studierte und promovierte in Philosophie. Bloch war überzeugter Marxist und engagierte sich zeitlebens für seine politische Überzeugungen. Dabei unterstützte er die Studierendenbewegung und war ein Verfechter für mehr studentische Teilhabe. Seine politische Einstellung führte dazu, dass er und seine Frau Karola 1933 in die Schweiz fliehen mussten. Nach Kriegsende kehrte Bloch 1949 nach Leipzig zurück und arbeitete dort als Philosophieprofessor. 1957 emeritierte Bloch und wurde wegen seiner Kritik an der SED-Politik mit einem Lehr- und Berufsverbot belegt. Bloch wurde 1961 Gastprofessor an der Universität Tübingen, wo er bis zu seinem Tod 1977 lebte und lehrte.

Karola Bloch (geb. Piotrkowska) wurde 1905 in Lodz geboren und starb 1994 in Tübingen. Sie studierte von 1923 bis 1933 Architektur und Kunst in Berlin sowie Wien. Nach der Flucht mit Ernst Bloch in die Schweiz schloss sie ihr Studium 1934 in Zürich ab. Sie war seit 1932 Mitglied der KPD und bis zur Flucht nach New York 1938 im Widerstand gegen Hitler aktiv. Ihre Eltern, ihr Bruder und ihre Schwägerin wurden im KZ Treblinka ermordet, nur sie und ihre Schwester überlebten den Holocaust. Nach der Rückkehr nach Leipzig arbeitete sie als Architektin an der Deutschen Bauakademie. Sie wurde wie ihr Mann 1957 mit einem Berufs- und Lehrverbot belegt. In Tübingen unterstützte Karola Bloch die Tätigkeiten ihres Mannes und arbeitete nicht mehr als Architektin. Wie ihr Mann unterstützte sie die Studierendenbewegung der 1970er-Jahre.

Ein Mann mittleren Alters sitzt in einem weißen Stuhl vor einer hellen Wand mit horizontalen blauen und grünen Linien. Er trägt eine Brille, ein weißes Hemd und einen dunklen Anzug. Er hat ein Headset mit Mikrofon am rechten Ohr. Seine Hände sind locker vor ihm verschränkt. Vor ihm stehen zwei Bücher mit den Titeln „REFORM DES ISLAM“ und „Islam in der Krise“. Im Vordergrund ist unscharf der Kopf einer Person zu sehen.
Michael Blume (2017).

Dr. Michael Blume studierte und promovierte an der Universität Tübingen in den Fächern Religions- und Politikwissenschaften. Er arbeitet seit 2003 im Staatsministerium Baden-Württemberg. Er leitete verschiedene Projektgruppen und Referate mit dem Schwerpunkt Nordirak. Seit 2018 ist Dr. Michael Blume Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus (seit 2024 Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben). Dr. Michael Blume ist selbst nicht-jüdischen Glaubens, er ist evangelischer Christ.

Dreiviertelporträt der Prinzessin Elisabeth Sophie, Gemahlin des Herzogs Carl von Württemberg und Tochter des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth. Stehend neben einem Tisch. Linker Ellenbogen aufgestützt, in der rechten Hand blühenden Orangenzweig haltend. Blauviolettes Kleid, Reifrock mit spitzenbesetzter weißer Schürze und glatter Schnürtaille. Im Hintergrund Ausblick in Parklandschaft. Die linke Hand, die jetzt einen Zipfel der Schürze hält, hatte ursprünglich das Ende einer Blumengirlande gefasst, die später übermalt wurde.
Prinzessin Elisabeth Sophie, gemalt von J. H. Tischbein d. Ä.(?), 1740–1760.

Herzogin Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (1732–1780) kam 1732 als Tochter von Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth und Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen in Bayreuth zur Welt. Bereits in ihrem zwölften Lebensjahr wurde sie 1744 mit Carl Eugen verlobt, vier Jahre später erfolgte die Hochzeit. 1750 gebar sie als einziges gemeinsames Kind die Tochter Friederike, die bereits nach einem Jahr verstarb. Aufgrund zahlreicher Affären Carl Eugens kam es zur Entfremdung der Eheleute. 1756 kehrte sie, wohl im Zusammenhang mit der Verhaftung ihrer Freundin Marianne Pirker durch Carl Eugen, an den elterlichen Hof in Bayreuth zurück.

Porträt eines älteren Mannes mit grauen Haaren, Brille und Schnurrbart, der einen dunklen Anzug, ein hellblaues Hemd und eine rote Krawatte trägt. Er steht vor einer beige gemusterten Tapete und hat eine goldene Amtskette mit einem Medaillon um den Hals. Seine Hände sind vor seinem Körper verschränkt. Im Hintergrund ist ein antiker Holztisch mit goldenen Verzierungen und ein Teil eines Kamins oder Ofens zu sehen.
Gemälde aus der Professorengalerie: Porträt von Bernd Engler, Massimiliano Pironti, 2025, Öl auf Aluminium, 65 x 90 cm, Museum der Universität Tübingen, Professorengalerie.

Bernd Engler war seit 1992 Professor für Amerikanische Literatur und Kultur an der Universität Tübingen. Von 2006 bis 2022 war er Rektor der Universität Tübingen, sodass in seine Amtszeit die große Uninamensdebatte fiel, an deren Ende der Senat für die Beibehaltung des bisherigen Namens stand, was er befürwortete. Er wurde wegen seiner Verdienste für die Stadt Tübingen 2023 zum Ehrenbürger ernannt. 

Felix Fabri (1438–1502) war ein Dominikanermönch und unternahm zahlreiche Pilgerreisen, welche er dokumentierte. Besonders seine Schrift über eine Reise ins Heilige Land ist sehr umfangreich und bedeutend. In einem Bericht schrieb er, Graf Eberhard sei auf seiner Pilgerreise aufgrund eines Verrats von Sinti und Roma gefangen genommen worden und habe diese daher nicht in seinem Territorium geduldet. 

Eine detailreiche Statue eines Abts. Die Figur trägt eine mit Verzierungen versehene Mitra und ein dunkelblaues Gewand. In der rechten Hand hält die Figur ein geöffnetes Buch, in der linken einen verzierten goldenen Bischofsstab. Der Hintergrund ist golden und rot mit blauen Streifen.
Abt Heinrich Fabri.

Heinrich Fabri (ca. 1440–1495) war Abt des Klosters von Blaubeuren. In dieser Funktion wurde er beauftragt, die beiden Bullen zu publizieren. Durch die Publikation der Bullen am 10. beziehungsweise 11. März 1477 waren sowohl der Transfer der Stiftspfründen als auch die Gründung der Universität rechtskräftig.

Buntes Logo mit überlappenden Farbflächen in Gelb, Grün, Blau, Rot, Orange und Lila. Darauf stehen in großer, weißer, pinselartiger Schrift die Buchstaben ‚FSVV‘.
Das Logo der FSVV.

Die Fachschaftenvollversammlung wurde 1973 gegründet, nachdem die Verfasste Studierendenschaft 1977 verboten worden war, und wurde durch eine studentische Vollversammlung der FSVV zur zentralen Interessenvertretung ernannt. Die FSVV ist ein basisdemokratischer Zusammenschluss der Fachschaften der Universität Tübingen. Auch nach Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft besteht die FSVV als Partei im Senat und Studierendenrat weiter fort.

Nahaufnahme eines Gemäldes mit zwei Frauenfiguren. Die vordere Frau hat helle Haut, braune Haare, trägt ein kunstvoll gemustertes orangefarbenes Kleid und schaut leicht nach rechts. Die hintere Frau trägt eine graue Haube und blickt mit ernstem Gesichtsausdruck nach unten. Im Hintergrund sind Steinornamente zu erkennen.
Barbara Gonzaga. Detail aus: Andrea Mantegnas Fresko Der Hof von Mantua (1471–1474, Camera degli Sposi, Herzogspalast, Mantua).

Barbara Gonzaga (1455–1503) entstammte einer politisch einflussreichen Familie aus Mantua und war seit 1474 Eberhards Ehefrau. Dieses Heiratsprojekt zeigt die dynastischen Bemühungen der württembergischen Grafen, in höhere Kreise einzuheiraten, um den eigenen Aufstieg voranzutreiben. Ihr Bruder Francesco Gonzaga spielte bei der Universitätsgründung eine wichtige Rolle.

Ausschnitt eines historischen Freskos mit einer männlichen Figur. Der Mann trägt eine rote, knielange Jacke über einem grauen Gewand und eine weiße Kappe auf dem Kopf. Er hält in seiner rechten Hand einen kleinen weißen Gegenstand und schaut nach vorne. Der Hintergrund ist in erdigen Farben gehalten.
Kardinal Francesco Gonzaga d. Ä. (Freskoausschnitt von Andrea Mantegna im Herzogspalast in Mantua).

Francesco Gonzaga (1444–1483) war Eberhards Schwager und Kardinal. Er war ein mächtiger Fürsprecher Papst Sixtus’ IV. Somit hatte Eberhard einen einflussreichen Kontakt in der Kurie, der ihm half, die päpstliche Erlaubnis für die Universitätsgründung zu erhalten. Die Bulle zur Tübinger Universitätsgründung wurde bereits nach einem halben Jahr unterzeichnet.

Joseph II. (1741–1790) war von 1765 bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er war der älteste Sohn Erzherzogin Maria Theresias von Österreich und deren Gemahl Franz Stephan von Lothringen. Seine Politik war geprägt von Ideen der Aufklärung, wie der Toleranz gegenüber Andersgläubigen, der Einschränkung der Todesstrafe und der Zensur, sowie der Abschaffung der Leibeigenschaft und der Folter.  Jedoch sah sich Joseph II. gegen Ende seiner Herrschaft gezwungen, viele seiner Reformen, etwa die Pressefreiheit, wieder zurückzunehmen.

Ein prunkvolles Gemälde zeigt einen aristokratischen Mann des 18. Jahrhunderts in aufwändiger höfischer Kleidung. Er trägt ein rotes Gewand mit goldenen Stickereien und eine weiße Weste mit goldenen Borten. Eine weiße Perücke bedeckt sein Haar. Über der Brust verlaufen mehrere Schärpen und Orden. Mit der rechten Hand hält er einen Spazierstock oder Zeremonienstab, die linke ruht in selbstbewusster Pose an der Hüfte. Im Hintergrund befinden sich ein opulent verzierter roter Thronstuhl, die Reichskrone auf einem Tisch sowie eine große Statue mit mythologischer Darstellung. Rechts fällt ein schwerer Vorhang, durch den man auf einen Garten mit Zelten und Bäumen blickt.
Joseph II. um 1775.

Die Hochschulgruppe für eine Ernst-Bloch Universität Tübingen entstand 2018, nachdem die FSVV entschieden hatte, das Logo der „Ernst-Bloch Universität“ nicht weiter zu verwenden und ein neues, neutraleres Logo zu verwenden. Das Ziel der Hochschulgruppe ist die Umbenennung der Universität Tübingen, im optimalen Fall zu „Ernst-Bloch Universität“ oder auch „Ernst und Karola-Bloch-Universität“. 

Franziska von Hohenheim (1748–1811) wurde mit 17 Jahren mit Friedrich Wilhelm Reinhard von Leutrum verheiratet, aber bereits sieben Jahre später erfolgte die Scheidung. Zwischenzeitlich gelangte sie in das Umfeld Carl Eugens, dessen wichtigste Mätresse sie wurde. Nach dem Tod dessen erster Ehefrau gewann sie das Ringen um die Wiederverheiratung Carl Eugens. Die Eheschließung rief in dessen familiärem Umfeld gemischte Reaktionen hervor.

Ovales Porträt einer Frau in einem feinen Kleid des 18. Jahrhunderts mit Spitzenbesatz und Perlenkette. Sie trägt eine große, mit Federn und einer blauen Schleife geschmückte Strohhut. Der Hintergrund ist neutral gehalten, und das Bild ist in einem reich verzierten, goldfarbenen Rahmen gefasst.
Franziska von Hohenheim.

Die 2016 gegründete Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) ist die offizielle bundesweite Vertretung jüdischer Studierender und junger jüdischer Erwachsener in Deutschland, im Alter zwischen 18 und 35. Als politisch und zivilgesellschaftlich engagierte Plattform vertritt sie die Interessen junger Jüdinnen und Juden sowohl innerhalb der jüdischen Gemeinschaft als auch gegenüber Politik, Medien und Öffentlichkeit.

Die Juso-Hochschulgruppe steht den Jusos nahe, welche die Nachwuchsorganisation der SPD ist.

Schwarz-weiß-Porträt eines älteren Mannes mit einer weißen, lockigen Perücke im Stil des 18. Jahrhunderts. Er trägt eine dunkle Jacke mit großen Knöpfen und eine helle, kunstvoll bestickte Weste darunter. Der Mann blickt ruhig und direkt in die Kamera. Unter dem Bild steht in kalligraphischer Schrift der Name „Joh. Jacob Moser“ und das Alter „74“. Das Bild ist eine Gravur aus dem Jahr 1775.
Johann Jakob Moser.

Johann Jakob Moser (1701–1785) war ein bedeutender Staatsrechtler. Er studierte in Tübingen und wurde hier sowie später in Frankfurt/Oder Professor. Als Rechtsberater der württembergischen Landstände unterstützte er sie im Konflikt mit Carl Eugen, als dieser verfassungswidrig ohne ihre Zustimmung Österreich Truppen zur Verfügung stellte. Der Herzog sah Moser als Anstifter des Widerstandes und ließ ihn 1759 ohne Gerichtsverfahren auf der Festung Hohentwiel inhaftieren. Fünf Jahre später wurde seine Haft durch ein Urteil des Reichshofsrates aufgehoben.

Porträt einer älteren Frau mit kurzen, grauen, lockigen Haaren. Sie trägt einen grauen Nadelstreifen-Blazer über einer weißen Bluse und eine silberne Halskette. Der Hintergrund ist einfarbig in einem warmen Braunton gehalten. Die Frau schaut ernst und nachdenklich geradeaus.
Christiane Nüsslein-Volhard (2007).

Christiane Nüsslein-Volhard studierte Biochemie in Frankfurt am Main und Tübingen, wo sie 1968 ihr Diplom abgeschlossen und 1973 ihren Doktor gemacht hat. Nach Stationen in Basel, Freiburg und Heidelberg kam sie 1981 nach Tübingen zurück. Dort leitete sie von 1985 bis 2014 das Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie. Von 2014 bis 2022 leitet sie eine Forschungsgruppe zu „Bildung von Farbmustern“. Für ihre Arbeit erhielt sie u. a. den Nobelpreis in Medizin (1995) und den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1985). 2004 gründete sie die „Christiane Nüsslein Volhard Stiftung“, welche junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern unterstützt.

Mittelalterliche Illustration einer stehenden Frau in einem langen, rot-gold gemusterten Kleid mit weitem Ärmel und weißem Schleier auf dem Kopf. Sie hält in ihrer rechten Hand einen runden Spiegel, in dem das Gesicht eines Mannes zu sehen ist. Vor ihr ist ein Wappen mit einem goldenen Löwen auf schwarzem Grund abgebildet. Der Hintergrund ist schlicht gehalten.
Bildnis der Mechthild von der Pfalz aus dem Codex Ingeram.

Mechthild von der Pfalz (1419–1482) war Eberhards Mutter. Sie steht mit drei Universitäten in Verbindung: Als Tochter des pfälzischen Kurfürsten Ludwig III. wuchs sie im gelehrten Umfeld der Universität Heidelberg (gegründet 1386) auf. Ihr zweiter Ehemann, Albrecht von Österreich, gründete 1457 die Universität Freiburg. An der Gründung der Universität Tübingen wirkte sie maßgeblich mit: Sie beteiligte sich an der Finanzierung der Universität und einer Bittschrift an den Papst. Auch das Bauholz, für dessen Transport sie auf Zolleinnahmen verzichtete, stammte aus ihren Waldgebieten. 

Friedrich I. von der Pfalz (1425–1476; genannt der Siegreiche) war der jüngere Bruder Mechthilds von der Pfalz und damit Eberhards Onkel. Nach dem Tod seines Schwagers, Graf Ludwig I. von Württemberg-Urach, bemühte er sich um die Vormundschaft über Eberhard, konnte sich jedoch nicht gegen Eberhards Onkel väterlicherseits, Ulrich V. von Württemberg-Stuttgart, durchsetzen.

Marianne Pirker (1717–1782) heiratete 1736 den 17 Jahre älteren Musiker Franz Pirker. Schon früh machte sie sich durch Auftritte an verschiedenen wichtigen Höfen als Opernsängerin einen Namen, bald genoss sie europaweite Bekanntheit. Ab 1750 sang sie am Hof Carl Eugens, wo sie eine enge Freundschaft mit dessen Ehefrau knüpfte. Vermutlich ließ sie der Herzogin Informationen über die Untreue ihres Mannes zukommen, weshalb dieser Marianne und Franz Pirker 1756 auf der Festung Hohenasperg inhaftieren ließ. Erst nach acht Jahren wurden sie freigelassen. Marianne Pirker trug von der Haft schwere körperliche und psychische Schäden davon.

Ölgemälde eines älteren Mannes mit hellgrauen, lockigen Haaren, der einen schwarzen Dreispitz mit weißem Federbesatz trägt. Er schaut nach rechts mit einem ernsten, nachdenklichen Ausdruck. Der Mann ist gekleidet in einen schwarzen Militäruniformmantel mit goldenen Knöpfen und roten Akzenten. In seiner rechten Hand hält er einen goldenen Spazierstock mit kunstvoll verziertem Griff. Der Hintergrund ist einfarbig grün gehalten.
Friedrich II. von Preußen.

Der an Kunst und Kultur interessierte Friedrich II. von Preußen, genannt „der Große“ (1712–1786) übernahm 1740 nach dem Tod seines Vaters die Herrschaft über Brandenburg-Preußen. In seiner 46-jährigen Regierungszeit konnte er sein Herrschaftsgebiet mehr als verdoppeln. Während des österreichischen Erbfolgekriegs schickten die protestantischen württembergischen Landstände den jungen Carl Eugen zur Erziehung an den preußischen Hof. Dies war eine Maßnahme, um ihn von den Kampfhandlungen und dem Einfluss des katholischen Habsburgs fernzuhalten.

Eberhard Schaich war ab 1977 Professor für Statistik, Ökonometrie und Unternehmensforschung an der Universität Tübingen. Von 1999 bis 2006 war er deren Rektor.

Porträt eines älteren Mannes mit grauen, gelockten Haaren, der einen schwarzen Dreispitz mit weißem Federbesatz trägt. Er blickt nach rechts und hält einen goldverzierten Spazierstock. Er trägt eine schwarze Uniform mit roten Details und goldenen Knöpfen. Der Hintergrund ist grün.
Christian Friedrich Daniel Schubart.

Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) war einer der wichtigsten deutschen Dichter und Komponisten des 18. Jahrhunderts. Als Musiklehrer unterrichtete er Personen aus dem persönlichen Umfeld Carl Eugens. In dieser Zeit fiel er dem Herzog negativ auf, weshalb dieser ihn 1773 des Landes verwies. Weil er den Herzog in der Folgezeit mehrmals öffentlichkeitswirksam scharf kritisierte, ließ ihn dieser 1777 auf dem Hohenasperg inhaftieren. Dort wurde Schubart einer Art Umerziehungsprogramm unterzogen. Enormer Druck durch mächtige Regenten bewegte Carl Eugen 1787 zu dessen Freilassung.

Sixtus IV. (bürgerlich Francesco della Rovere) wurde 1414 in Norditalien geboren und war vom 9. August 1471 bis zu seinem Tod am 12. August 1484 Papst. Er stimmte der Verlegung der Sindelfinger Stiftsherrenpfründen nach Tübingen zu und erteilte seine Erlaubnis zur Universitätsgründung in Tübingen.

Der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband oder auch nur „Linke Liste“ genannt, ist eine Ortsgruppe der Linksjugend [`solid], die der Partei „Die Linke“ nahesteht. 

Hanna Esther Veiler ist eine deutsche Aktivistin und Publizistin. Sie hat an der Universtiät Tübingen studiert, war von 2023 bis 2025 Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands (JSUD). Seit 2025 ist sie Präsidentin der European Union of Jewish Students (EUJS).

Eine junge Frau mit lockigem, dunklem Haar, das teilweise zu einem Dutt gebunden ist, steht vor einer hellen Wand. Sie trägt einen fliederfarbenen Strickpullover, goldene rechteckige Ohrringe und zwei zarte Goldketten. Ihr Gesicht ist leicht geschminkt, sie lächelt dezent und schaut direkt in die Kamera.
Hanna Veiler (2023).
Porträt eines älteren Mannes mit weißem, lockigem Perückenhaar. Er trägt einen schwarzen Anzug mit einem roten, mit Pelz besetzten Mantel, der über seine Schulter drapiert ist. Auf dem Mantel sind mehrere goldene Orden und Verzierungen zu sehen. Der Mann schaut leicht zur Seite und hat einen ernsten Gesichtsausdruck. Der Hintergrund ist dunkel gehalten.
Carl Alexander von Württemberg.

Carl Alexander (1684–1737) war der Sohn von Friedrich Carl (1652–1698) aus der Nebenlinie Württemberg-Winnental. Ursprünglich nicht für die Herzogswürde vorgesehen, diente er im kaiserlichen Militär, wofür er 1712 zum Katholizismus konvertierte. Nach dem Tod seines Cousins Eberhard Ludwig übernahm er 1733 die Herrschaft über das protestantische Württemberg. Seine Konfession und die von seinem „Hofjuden“ Joseph Süß Oppenheimer geprägte Finanzpolitik erzürnten die Landstände. Bereits 1737 verstarb der Herzog, woraufhin Oppenheimer einem Justizmord zum Opfer fiel.

Herzog Carl Eugen kam am 11. Februar 1728 in Brüssel zur Welt. Seine Eltern waren Carl Alexander von Württemberg-Winnental und Maria Augusta von Thurn und Taxis. Er wurde 1737 zum zweiten katholischen Herzog des evangelischen Württemberg und 1744 für mündig erklärt. Im Jahr 1748 heiratete er Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth. Nach deren Tod heiratete er 1785 seine langjährige Mätresse Franziska von Hohenheim. Er war früh um die Belange der Universität Tübingen bemüht, gründete jedoch 1770 eine eigene Hochschule. Andererseits hielt er an der Zensur fest, ließ unliebsame Personen ins Gefängnis werfen und führte eine teure Hofhaltung und Baupolitik. Prächtige Gebäude wie das Schloss Solitude entstanden in dieser Zeit. Zudem stellte er auswärtigen Mächten gegen Bezahlung Soldaten zur Verfügung. Aufgrund seiner Konfession und Politik befand er sich fast dauerhaft im Konflikt mit den protestantischen Landständen. Im Jahr 1778 ließ er ein öffentliches Schuldbekenntnis in seinem Territorium verlesen, in welchem er Fehler eingestand und Besserung gelobte. Zugleich forderte er aber seine Untertanen zu Gehorsam auf. Er starb am 24. Oktober 1793 in seinem Schloss Hohenheim.

Graf Eberhard V. im Bart, später Herzog Eberhard I., (1445–1496) war der Sohn von Graf Ludwig I. von Württemberg-Urach und dessen Frau Mechthild von der Pfalz. Er beerbte seinen Vater, als er noch minderjährig war und wurde mit 14 Jahren für volljährig erklärt. 1468 unternahm er eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, in deren Folge er den Beinamen „im Bart“ erhielt, da er auf der Reise ein Gelübde geleistet haben soll, sich in Zukunft den Bart nicht mehr zu schneiden. 1474 heiratete er die Markgräfin Barbara Gonzaga aus Mantua. Die „Uracher Hochzeit“ wurde groß gefeiert. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, die jedoch im Säuglingsalter verstarb. Eberhard soll mehrere uneheliche Kinder gehabt haben. Er ist für die Gründung der Universität Tübingen (unter Beteiligung seiner Mutter Mechthild von der Pfalz und seines Onkels Ulrichs V.) 1477 bekannt. In seiner Rezeption werden u. a. die Wiedervereinigung der Landesteile Württemberg-Urach und Württemberg-Stuttgart 1482 sowie die Erhebung zum Herzogtum 1495 positiv hervorgehoben. Eberhard starb 1496 in Tübingen und wurde im Stift St. Peter auf dem Einsiedel begraben, bis er später in die Stiftskirche Tübingen überführt wurde.

Da Carl Eugen ohne legitime Nachkommen starb, folgten ihm nacheinander seine Brüder Ludwig Eugen (reg. 1793–1795) und Friedrich Eugen (reg. 1795–1797) im Amt nach. Die drei Brüder entstammten der katholischen Nebenlinie Württemberg-Winnental. Carl Eugen selbst folgte dem früh verstorbenen Vater Carl Alexander 1737 im Herzogsamt nach. Die Vormundschaft für den Neunjährigen übten entfernte Verwandte aus zwei protestantischen Nebenlinien des Hauses Württemberg aus. Die Mutter Maria Augusta von Thurn und Taxis taktierte bei der Erziehung und Vormundschaft ihrer Kinder geschickt zwischen dem katholischen Habsburg und dem protestantischen Brandenburg-Preußen. Sie setzte sich zudem für ein vorzeitiges Ende der Vormundschaft ihres Sohnes ein.

Porträt eines Mannes aus dem 18. Jahrhundert mit hellem Haar, das zu kleinen Locken an den Seiten frisiert ist. Er trägt eine rote Militäruniform mit goldenen Epauletten und schwarzen Ärmelaufschlägen sowie goldenen Knöpfen. Auf der linken Brust sind mehrere Orden angebracht. In der rechten Hand hält er ein Buch, die linke Hand ruht auf der Hüfte. Der Hintergrund ist dunkel.
Ludwig Eugen von Württemberg.
Porträt eines Mannes aus dem 18. Jahrhundert mit hellgelockter Perücke. Er trägt eine dunkelblaue Militäruniform mit roten Ärmelaufschlägen und einem orangenroten Schulterband, das diagonal über seine Brust verläuft. Auf der linken Brust sind mehrere Orden angebracht. Er hält in der rechten Hand einen weißen Handschuh und in der linken Hand einen Stab oder Degen. Der Hintergrund ist dunkel und unscharf.
Friedrich Eugen von Württemberg.
Porträt einer Frau aus dem 18. Jahrhundert in einem prunkvollen, orangefarbenen Kleid mit goldenen Stickereien und einer weißen, pelzverzierten Schleppe. Sie trägt eine hochgesteckte Frisur und hält in der linken Hand ein Tablett mit einer Kuchenstück. Der Hintergrund zeigt Möbel und dunkle Vorhänge, die die elegante Atmosphäre unterstreichen.
Maria Augusta von Thurn und Taxis.
Zweiteiliges mittelalterliches Gemälde. Links kniet ein Ritter in blauer Rüstung mit erhobenen Händen, hinter ihm ein Schild mit gelbem Hintergrund und schwarzen Wellenlinien sowie ein Helm mit roten, weißen und blauen Federn. Rechts knien drei Frauen in langen Gewändern und weißen Hauben, die Hände zum Gebet gefaltet. Vor ihnen liegen drei Wappenschilde in verschiedenen Mustern und Farben.
Ulrich V. von Württemberg und seine drei Ehefrauen Margarete von Cleve, Elisabeth von Bayern-Landshut und Margarethe von Savoyen.

Ulrich V., genannt „der Vielgeliebte“, (1413–1480) war Eberhards Onkel und regierte seit der Teilung der Grafschaft 1442 über den Landesteil Württemberg-Stuttgart. Ab 1450 übernahm er gemeinsam mit den Landständen die Vormundschaft über Eberhard. Zumindest indirekt spielte er bei der Universitätsgründung eine Rolle: Unter anderem stimmte er dem zollfreien Flößen des Bauholzes auf dem Neckar zu und beauftragte zusammen mit Eberhard eine Gesandtschaft, welche die Bittschrift in Rom einreichte.

Wilhelm I. (1781–1864) war von 1816 bis 1864 der zweite König von Württemberg. Sein Amtsantritt fiel mit dem “Jahr ohne Sommer” zusammen, das zu Missernten und Hungersnöten in Württemberg führte. In diesem Kontext führte er 1818 ein landwirtschaftliches Fest ein, das heutige Cannstatter Volksfest. 

Ein historisches Gemälde zeigt einen Mann in militärischer Uniform des 19. Jahrhunderts. Er trägt eine dunkelblaue Uniform mit goldenen Knöpfen, Schulterklappen und mehreren Orden auf der Brust. In seiner linken Hand hält er ein zusammengerolltes Dokument, die rechte Hand ruht auf dem Griff eines goldverzierten Degens. Im Hintergrund ist eine dramatische Landschaft mit Bergen, einem Fluss und einem bewölkten Himmel zu sehen. Zu seinen Füßen liegen ein Hut mit goldener Verzierung und einige blühende Pflanzen neben einem Felsen. Der Mann blickt selbstbewusst in die Ferne.
König Wilhelm I. von Württemberg.

Mitwirkende

  • Umfrage- und Interview-Videos: Lina Lang, Clara Scholl und Kerrin Tadsen
  • Videotechnik: Menitor Kadrija
  • Texte zu Eberhard im Bart und Carl Eugen: Maren Brugger, David Kuhner, Stephanie Raunegger und Robin Wußler
  • Texte zur Erinnerungskultur und zum Zeitstrahl: David Dieterle, Franziska Polanski und Cornelius Scheid
  • Inhaltliche Recherche und Grundlagen: Maren Brugger, Alexa Bullerschen, Ardita Demaj, Vanessa Djepic, Sebastian Fischer, Melanie Khayat, David Kuhner, Heriett Müller, Claudia Olteanu, Franziska Polanski, Stephanie Raunegger, Cornelius Scheid, Süleyman Simsek, Luis Theobald, Robin Wußler und Valentin Züffle
  • Bildrecherche: Maren Brugger, David Dieterle, Mia Hedges, David Kuhner, Stephanie Raunegger, Cornelius Scheid und Robin Wußler
  • Planung der Online-Ausstellung: Maren Brugger, David Dieterle, David Kuhner, Lina Lang, Franziska Polanski, Stephanie Raunegger, Cornelius Scheid, Clara Scholl, Kerrin Tadsen und Robin Wußler
  • Umsetzung der Website: Maren Brugger und Stephanie Raunegger mit Unterstützung von Nadja Mozdzen
  • Projektleitung, Projektidee und Redaktion: Dr. Michael La Corte und Dr. Tjark Wegner
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